TextGrid – Die Virtuelle Forschungsumgebung der Digital Humanities

2 Veröffentlicht von Andrea Bertino am

Nicht nur die Realisierung einer digitalen Edition, sondern schon das Versehen von Texten mit Annotationen und Metadaten erfordert meistens die Zusammenarbeit mehrerer ForscherInnen. Um diese Kooperationen zu ermöglichen oder eigene Forschungsergebnisse und -Methoden anderen WissenschaftlerInnen zugänglich zu machen, eignen sich besonders virtuelle Forschungsumgebungen. DARIAH-DE bietet dir mit TextGrid eine virtuelle Forschungsumgebung für die Geistes- und Kulturwissenschaften, die Zusammenarbeit, etwa beim Datenaustausch oder bei der Entwicklung von Tools, möglich macht. Die zugrunde liegende Vision einer digitalen Umgebung basiert auf der Weiterentwicklung des Open-Source-Konzepts und soll einen freien Austausch und Anpassungen an die Bedürfnisse der Fachgemeinschaften ermöglichen.


Fig.1 TextGrid Willkommensbereich

Weil TextGrid sowohl ein gemeinsames und ortsunabhängiges Forschen als auch die digitale Aufbereitung des Ausgangsmaterials mit Werkzeugen ermöglicht, ist es für mindestens drei Gruppen interessant:

– FachwissenschaftlerInnen, die mit TextGrid Forschungsprojekte wie z.B. digitale Editionen erarbeiten;

– EntwicklerInnen, die TextGrid-Tools und Services für eigene Vorhaben anpassen oder externe Services und Tools in TextGrid integrieren;

– Forschungsprojekte und -institutionen, die Daten in TextGrid archivieren und zugänglich machen.

In den vergangenen Jahren ist eine stetig wachsende, aktive TextGrid-Community entstanden. Regelmäßig finden Nutzertreffen zu spezifischen Themen und Anwendungen, Schulungen und Workshops statt.

Forschen, Archivieren und Publizieren mit TextGrid Lab und TextGrid Repository

Die virtuelle Forschungsumgebung von TextGrid besteht aus zwei Hauptteilen:

TextGrid Lab, eine virtuelle Forschungsumgebung für die Geisteswissenschaften, die vielfältige Open-Source-Werkzeuge und -Services zur Unterstützung des gesamten Forschungsprozesses, insbesondere bei der Erstellung digitaler Editionen bietet.

TextGrid Repository, ein fachwissenschaftliches Langzeitarchiv und Teil der virtuellen Forschungsumgebung TextGrid, das eine Open Source-Software für die kollaborative Erstellung und Publikation z.B. digitaler Editionen auf XML/TEI-Basis anbietet.

Mit TextGrid Lab, einem kostenfreien Software-Paket, kann man auf DH-Werkzeuge und -Dienste zugreifen, Forschungsdaten erstellen, verwalten und bearbeiten. Die Open-Source-Software ist für Windows, Mac OS X und Linux verfügbar. Weitere, für den Gebrauch mit TextGrid optimierte Open-Source-Tools und -Dienste können über den eingebundenen MarketPlace integriert werden.  

Wir möchten dir vor allem drei Tools vorstellen:

– Der XML-Editor, mit dem du leicht zwischen einer eher technischen Sicht mit Tags und Attributen und einer Strukturansicht wechseln kannst, die sich an Standard-Textbearbeitungsanwendungen orientiert. Eine  Zeichentabelle (Unicode) ermöglicht es dir, Symbole   zu suchen, zu kopieren und einzufügen.

– Der Text-Image-Link-Editor unterstützt den XML-Editor durch die Verknüpfung von Textsequenzen mit Bildausschnitten. Damit kannst du Dateien erstellen, die Textelemente und topografische Beschreibungen enthalten.

– Das Dictionary Search Tool ermöglicht dir die Suche in einer Vielzahl von verschiedenen Dictionaries innerhalb der virtuellen Forschungsumgebung von TextGrid. Zu diesem Zweck wurde das Wörterbuchnetz der Universität Trier in die Schnittstelle integriert.


Fig.2 Der XML-Editor

Fig.3 Das Wörterbuch

Das TextGrid Repository, ein Langzeitarchiv für geisteswissenschaftliche Forschungsdaten, bietet dir einen umfangreichen, durchsuch- und nachnutzbaren Bestand XML/TEI-kodierter Texte, Bilder und Datenbanken. Zum stetig wachsenden Bestand des TextGrid Repository zählen die in der Digitalen Bibliothek von TextGrid gesammelten Werke. Mit verschiedenen Werkzeugen, wie etwa zur Bildbetrachtung oder zur quantitativen Textanalyse, kannst du Texte weiter erforschen und visualisieren.

Durch Eingabe eines Suchwortes kannst du direkt im Bestand suchen; alternativ kannst du dir den Bestand über „Explore“ nach vordefinierten Kategorien (z.B. „Autor“, „Genre“) anzeigen lassen.


Fig.4 Die Suche

Dazu bietet TextGrid dir die Möglichkeit, die im TextGrid Lab generierten Forschungsdaten digital oder analog zu publizieren. Du kannst zum einen die „Skalierbare Architektur für Digitale Editionen“ (SADE) nutzen, die es ermöglicht, XML/TEI-Daten aus dem Lab in einem eigenen Online-Portal zu veröffentlichen. Zum anderen ermöglicht dir das Plug-in „XML-Print“ eine einfache Gestaltung und Ausgabe deiner Daten, sei es für die Aufbereitung einer Printedition oder für die Langzeitarchivierung. 


Fig.5 Beispiel einer digitalen Edition

Die Digitale Bibliothek

Die Digitale Bibliothek ist eine umfangreiche Sammlung von Texten vom Anfang des Buchdrucks bis zu den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts Diese stammen von mehr als 600 Autorinnen und Autoren deutschsprachiger Belletristik (Prosa, Lyrik, Dramen) und wurden in verschiedenen Ausgabeformaten (z.B. XML, ePub, PDF) gespeichert, publiziert und durchsuchbar gemacht. Insbesondere für Literaturwissenschaftler ist die digitale Textsammlung interessant: Enthalten sind zahlreiche literaturhistorische Texte und nahezu alle kanonisierten Texte, deren Urheberrecht abgelaufen ist. Als Quellen für die Sammlung wurden zum größten Teil Studienausgaben oder Erstdrucke verwendet, du kannst die Texte daher ohne weiteres zitieren. Ähnliches gilt für die Philosophie und Kulturwissenschaften.

Die Texte der Digitalen Bibliothek wurden digitalisiert und mit einem Layout-basierten XML-Markup strukturiert.

TextGrid hat die XML-Daten erworben und stellt sie der Allgemeinheit nach verschiedenen Aufbereitungsschritten in einer semantisch-orientierten TEI-Auszeichnung als Open Access zur Verfügung.

Ein Großteil der Sammlung (der Literaturordner) ist bereits in das TextGrid Repository importiert. Der Rest des Datenbestandes ist derzeit in Bearbeitung und soll ebenfalls in das Repository integriert werden.


Fig.6 Die digitale Bibliothek

TextGrid Installation

Die Installation des TextGrid Open Source Softwarepakets auf dem eigenen PC ist sehr einfach. Mit nur wenigen Klicks kannst du anfangen, damit zu experimentieren oder zu arbeiten. Die aktuelle Version von TextGrid kannst du kostenlos im Download-Bereich der TextGrid-Website herunterladen. Die Software ist dort als komprimierte Zip-Datei für verschiedene Betriebssysteme verfügbar.

Du musst einfach nur die Zip-Datei auf deiner Festplatte speichern und die Datei in ein beliebiges Verzeichnis entpacken.

Du kannst TextGrid auch auf einem externen USB-Laufwerk installieren. Die Nutzung von TextGrid Lab ist kostenlos. Möchtest du alle Funktionen von TextGrid nutzen, musst du dich aber mit einem Account anmelden. Zur Registrierung stehen Dir zwei Optionen zur Verfügung:

1. Über die deutsche Hochschulföderation DFN-AAI (Authentifikations- und Autorisierungs-Infrastruktur des Deutschen Forschungsnetzes). Du wählst nach dem Download im Login-Bildschirm „Log in via DFN-AAI“ und anschließend deine Heimathochschule. Du kannst dich dann mit deinem üblichen Login identifizieren. Voraussetzung ist die Teilnahme deiner Hochschule an der DFN-AAI.

2. Nimmt deine Hochschule nicht an der DFN-AAI teil, kannst du einen DARIAH-Account über das Registrierungsformular beantragen. Die Zugangsdaten werden dir per E-Mail innerhalb von 1-2 Werktagen zugeschickt.

Ein Projekt erstellen und sich in verschiedenen Projekten orientieren

Es ist sehr einfach, ein neues Projekt in TextGrid zu erstellen. Hierfür kannst du über die Menüleiste „Datei“ ein neues Projekt auswählen oder auf den Pfeil neben dem grünen Plus-Symbol in der Symbolleiste klicken und ein neues Projekt erstellen.

Mit dem Navigator kannst du dich in TextGrid schnell orientieren und deine eigene Arbeit dort produktiv gestalten. Der Navigator ist ein Werkzeug, das dir einen Überblick über die Projekte gibt und dir Zugriff auf alle darin enthaltenen Daten gibt. Die Navigator-Objekte können standardmäßig unter verschiedenen Gesichtspunkten wie z.B. Projekt- und Benutzerverwaltung geöffnet werden.

Weiterführende Ressourcen zu Text-Grid

Auch dank einer sehr aktiven Community rund um TextGrid gibt es zahlreiche Möglichkeiten, um dich noch genauer über TextGrid und dessen Funktionen zu informieren. Insbesondere die folgenden Möglichkeiten sind für den ersten Einstieg besonders zu empfehlen:

Falls du weitere Fragen zu TextGrid haben solltest, schreib uns gerne. anfragen@textgrid.de

Du interessierst dich für weitere Möglichkeiten, in die Digital Humanities einzusteigen? Dann sieh dir unsere weiteren Artikel aus der Reihe #DHGoe an. Eine Linksammlung für den Einstieg wurde dir von Jan Rohden zusammengestellt, wie du die nützlichen Tools CodiMD und das DARIAH-DE Wiki nutzen kannst, zeigt dir Raisa Barthauer und Sonja Friedrichs stellt in ihrem Artikel mit dem Cosmotool ein weiteres praktisches Werkzeug der Digital Humanities vor. Ein Überblick über die Digital Humanities kann im DH-Handbuch gewonnen werden, wie Julian Jelinsky in seinem Artikel beschreibt.

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  • no image

    TextGrid Repository erhält das Core Trust Seal | DHd-Blog

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    […] Dieser DHd-Blog-Beitrag, der im Rahmen einer DARIAH-DE Initiative an der Universität Göttingen realisiert wurde, bietet […]

  • no image

    Die Geschichte der Digitalen Bibliothek, oder: Aller guten Kurationen sind drei+ | Im Zentrum Sprache

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    […] Bertino, Andrea: TextGrid – Die Virtuelle Forschungsumgebung der Digital Humanities. In: DHd Blog, 25. November 2019. URL: https://dhd-blog.org/?p=12576 […]

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