Was bedeuten Kulturdaten und Open Science für dich? Mein erstes Barcamp und vier Interviews

1 Veröffentlicht von Nadine Sutor am

Nadine Sutor M.A, Bergische Universität Wuppertal

Wir alle haben uns gefreut. Gefreut auf die DHd 2022[1] in Potsdam. Eine einwöchige Konferenz mit angeregten Diskussionen, Austausch, Vorträgen, Panels und einem freshen Posterslam gefasst unter dem Tagungsmotto „Kulturen des digitalen Gedächtnisses“. Eine Veranstaltung zu der die fachwissenschaftliche DH-Community, bunt gemischt aus „Newbies“ und „alten Hasen“ aus allen Ecken der Republik (und natürlich aus Österreich und der Schweiz) zusammenkommt. Doch es sollte nicht sein. Die Pandemie machte dem Programm- und Organisationsteam sowie allen Teilnehmer*innen einen Strich durch die Rechnung. Besonders bitter für den Nachwuchs, der sich um ein Stipendium[2] für die Reise in die grünste Hauptstadt Deutschlands[3] beworben hatte und reinschnuppern wollte in den bunten Zirkus der digitalen Geisteswissenschaften im deutschsprachigen Raum. Um den Anwärterinnen und Anwärtern die Gelegenheit für einen wissenschaftlichen Austausch untereinander zu ermöglichen, kamen die Verantwortlichen des Netzwerks digitale Geisteswissenschaften der Universität Potsdam und der FH-Potsdam auf eine tolle Idee. Sie veranstalteten für uns ein zweitägiges Barcamp zu dem Thema „Kulturdaten in Datenkulturen: Digital Humanities als kulturelle Praxis“[4]. DIE Chance um in einen interdisziplinären Diskurs über Kulturdaten zu treten, neue Perspektiven und Ideen kennenzulernen und natürlich etwas Zeit für ein wenig Sightseeing in der Residenzstadt Potsdam!

 

Recap: Zwei Sessions meiner Wahl

In einer sehr spannenden Session zu der Frage, wie man Kulturdaten und Korpora für die eigene Forschung findet und erschließt ging es unter anderem um das Thema Datenschutz, das schlussendlich zu einer Grundsatzdiskussion über Open Science führte. Gegenstand des Projekts von Rebekka Borges war die Erstellung eines Korpus von Telegramchats durch Coronaleugner*innen. Mit Hilfe von Machine Learning wurde ein Klassifikator entwickelt, der Nachrichten in coronaleugnerisch und nicht-coronaleugnerisch kategorisieren kann. Die Anwendung einer solchen Technologie führte zu der Anschlussfrage, ob man Daten aus social media wie Reddit oder Telegramgruppen crawlen, weiterverarbeiten, aufbereiten und für Forschungszwecke publizieren und nachnutzbar machen darf? Es ist eine Grauzone. Sobald wir uns auf einer dieser oder vergleichbaren Plattform registrieren, geben wir automatisch unsere persönlichen Daten preis. Wir als User*innen geben das Urheberrecht ab sobald wir (z.B. bei Telegram) Nachrichten abschicken und Inhalte posten. Damit ist es jede*m erlaubt, diese Nachrichten in irgendeiner Art zu nutzen. Wir als reflektierte Wissenschaftler*innen müssen uns selbst hinterfragen, ob wir nicht doch respektvoll mit den Daten anderer umgehen sollten.

Die Diskussionsrunde über die Visualisierung von Kulturdaten war für mich persönlich interessant, da ich selbst bis dato noch nicht so viel Erfahrung mit diesem Thema habe. Um mein Wissen auf diesem Gebiet zu erweitern, habe ich mich im Vorfeld des Barcamps für einen Austausch mit anderen Interessierten eingesetzt und das Thema als Session im Etherpad für potentielle Themenvorschläge notiert. Welche Rolle spielen Visualisierungen in euren Projekten? Mit welcher Art von Visualisierungen habt ihr es zu tun? Was wird visualisiert? Wo gibt es Probleme bei der Visualisierung von Kulturdaten? Was bringen Visualisierungen für einen Mehrwert? Inwieweit tragen Visualisierungen zum Erschließungs- und Erkenntnisprozess bei? Wie sich herausstellte war ich nicht die einzige, die sich bisher wenig Gedanken über die visuelle Darstellung von Kulturdaten gemacht hat. Bei einigen spielt diese Komponente eine eher untergeordnete, unterstützende oder (noch) gar keine Rolle. Die Diskussion über den Einsatz von Software und Tools wie z.B. Gephi[5], d3js[6] oder DARIAH-DE Geo-Browser[7] war insbesondere für diejenigen hilfreich, die sich mit Visualisierungen zukünftig mehr beschäftigen möchten.

Interviews

Dieser Beitrag über zwei tolle und aufregende Tage in Potsdam soll nicht nur meine persönlichen Eindrücke des Barcamps wiedergeben. Um ein breites Stimmungsbild einzufangen habe ich vor Ort Interviews mit drei Stipendiatinnen und einem Stipendiaten geführt und sie nach ihren Erfahrungen aber auch Wünschen und Erwartungen befragt. 

Jana Klinger (Bergische Universität Wuppertal)
Studentische Hilfskraft: Master Anglistik/Amerikanistik, Geschichte
Stipendiatin des Vereins „Geistes- und kulturwissenschaftliche Forschungsinfrastrukturen“  

  1. Inwieweit ist die DHd für dich als Veranstaltung wichtig?

In erster Linie ging es mir um den wissenschaftlichen Austausch. Ich wollte sehen, wo die Interessen der Wissenschaftler*innen liegen und mit welchen thematischen Schwerpunkten sie sich beschäftigen. Dadurch wollte ich meinen Blick auf die DH erweitern, da ich bislang sehr stark von den in Wuppertal bearbeiteten Themen geprägt bin.

  1. Was war deine Motivation, dich für ein Stipendium zu bewerben?

Ursprünglich sind wir alle davon ausgegangen, dass die DHd-Konferenz vor Ort in Potsdam stattfinden wird. Daher war mein Gedanke zu Beginn, dass die (mit einigen Kosten verbundene) Teilnahme an der DHd durch das Stipendium für mich umsetzbar würde. Als dann die Tagung kurzfristig in den remote-Modus verlegt wurde, konnte ich auch ohne finanzielle Unterstützung teilnehmen. Umso schöner war es nun in Form des Barcamps und mit Unterstützung des Stipendiums die Möglichkeit zu bekommen, den fachwissenschaftlichen und sozialen Austausch auch nochmal in Präsenz „nachzuholen“.

  1. Welche Sessions hat dir mit Blick auf dein Projekt/deine Arbeit am meisten gebracht?

Sowohl die Session zu dem Thema „Visualisierung von Kulturdaten“ als auch zu „Fragen der Kategorienbildung für Kulturdaten“ waren für mein eigenes Masterthesis-Projekt sehr hilfreich. Die Session zu der Frage, wo und wie man Korpora für die eigene Forschung findet und erschließt, als auch der Mini-Hackathon haben mir neue Perspektiven auf die DH aufgezeigt und Ideen für zukünftige Arbeiten gegeben.  

 

CC BY-NC-SA by
Andreas Mertgens

Elisabeth Mollenhauer (Universität zu Köln, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn) Kunstgeschichte
Wissenschaftliche Hilfskraft (WHB) am Data Center for Humanities (DCH)
Stipendiatin des Verbands „Digital Humanities im deutschsprachigen Raum e.V. 

  1. Inwieweit ist die DHd für dich als Veranstaltung wichtig?

Die DHd-Konferenz als Ort, an dem viele Fachwissenschaftler*innen zusammenkommen ist für mich als potenzieller Nachwuchs wichtig, da ich hier nicht nur Kontakte knüpfen, sondern auch viel Technisches lernen kann. Die Tagung rund um die Digital Humanities im deutschsprachigen Raum bildet für mich, die ich aus der Kunstgeschichte komme und das Fach studiere, interessante Schnittstellen im Bereich (digitale) Sammlungen und Archive. Für mich persönlich geht es darum, diesbezüglich Fuß fassen zu können in der DH-Landschaft.

  1. Was hast du aus diesen zwei Tagen mitgenommen?

Ich kannte das Format Barcamp bereits. Mich hat es sehr gefreut, viele neue Menschen kennen zu lernen und in einen wissenschaftlichen Austausch treten zu können, sowohl innerhalb der Kunstgeschichte – eine Kunsthistorikerin aus München war ja auch dabei – als auch interdisziplinär.

  1. Was hat das Thema „Open Science“ für dich persönlich für eine Relevanz?

Am Data Center for the Humanities (DCH) in Köln, das ich als wissenschaftliche Hilfskraft unterstütze, spielt dieses Thema im Forschungsdatenmanagement eine bedeutende Rolle. Open Science ist ein wichtiges Paradigma, über das ich noch mehr lernen möchte – aber auch darüber, welche Einschränkungen es gegebenenfalls gibt.

 

Lena Frömmel (Universität Paderborn)
Musikwissenschaft, Schwerpunkt digitale Edition
Stipendiatin des Konsortiums „NFDI4Culture“

  1. Welche Relevanz hat das Thema „Open Science“ für dich persönlich?

Für mich spielen die Aspekte Vertrauen und Verantwortung eine wichtige Rolle in der Diskussion rund um Open Science. Es geht nicht nur um die eigene Forschung, die im Fokus steht, und die Frage, was deren Nutzen ist. Es geht auch um die Frage, wie diese für andere nutzbar ist. Wie kann ich meine eigene Forschung öffentlich sichtbar und für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich machen? Sie soll Anwendung finden und in den wissenschaftlichen Diskurs mit aufgenommen werden.
Open Science kann hierzu Wege anbieten.

  1. Für welche Sessions hast du dich entschieden und warum?

Die Session zu Fragen der Kategoriebildung für Kulturdaten war ein schöner Einstieg. Es ist ein Thema, über das man im Arbeitsalltag selten nachdenkt. Die Session hat gezeigt, wie wichtig es jedoch ist, sich der Kategorien bewusst zu machen, da wir unterbewusst viel mit ihnen arbeiten. Darüber hinaus war es sehr interessant zu sehen, wie diese Kategorien auch über Disziplingrenzen hinweg ineinandergreifen.

In der Session zu Software als Kulturdaten wurden Fragen diskutiert, die Berührungspunkte mit meiner eigenen Arbeit haben. Mit der Bezeichnung als „Kulturdaten“ geht eine Wertung einher und das Ziel, die entsprechenden Daten zu bewahren. Bei digitaler Edition stellt sich zwangsläufig die Frage, wie sie (sowohl die Daten als auch die technische Infrastruktur) auch nach Jahren noch nutzbar ist. Was bleibt davon erhalten? Mit Fragen wie „Welches Interesse hat die Gesellschaft, welches die Forschung?“ wurden auch allgemeinere Fragen im Kontext von Software und Kulturdaten diskutiert.

In der spontan eingeworfenen Session zu der Frage, wer spricht wie über Kulturdaten, konnte ich gut an (meine) Forschung der Gender Studies in der Musikwissenschaft anknüpfen. Ich fand es interessant, den unterschiedlichen Umgang der Fächer mit entsprechenden Themen und Fragestellungen zu sehen. Für mich persönlich bildete diese Session einen (ungeplanten) roten Faden, der sich durch das Barcamp zieht, sehr schön ab. Dazu mehr in meinem Bericht auf dem NFDI4Culrure Portal[8].

Die vierte und letzte Session, die ich selbst moderiert habe, hat sowohl die Vorzüge als auch Herausforderungen von Visualisierung von Kulturdaten thematisiert. Das Gespräch mit den anderen Stipendiat*innen hat unter anderem gezeigt, wie Visualisierung in den unterschiedlichen Projekten behandelt wird und welche Priorität ihr beigemessen wird. Daraus ist eine kleine Sammlung vielfältiger Visualisierungstools entstanden, um den ersten Einblick in Möglichkeiten der Visualisierung für die Teilnehmer*innen zu vertiefen, die bis dahin noch gar nicht damit zu tun hatten.

  1. Wenn du erneut an einem Barcamp teilnehmen könntest, zu welchem Thema

Ich würde mir ein Barcamp rund um das Thema Open Science und das Verhältnis von CARE- und FAIR-Prinzipien wünschen. Mir geht es hier um eine Sensibilisierung für beide Konzepte. Besonders wichtig ist mir dabei die Frage, welche Verantwortung ich selbst als Forscherin habe, wenn ich meine Forschung präsentieren und die daraus resultierenden Ergebnisse zur Verfügung stellen möchte.

 

Kevin Wunsch (TU Darmstadt)
Zentrum für digitale Edition
Stipendiat der Gerda Henkel Stiftung

  1. Was hast du aus diesen zwei Tagen mitgenommen?

Ich bin offen in das Barcamp reingegangen und wollte mich bewusst mit neuen Diskussionsthemen beschäftigen. Die Veranstaltung habe ich genutzt, um mich und meine Standpunkte zu bestimmten Themen selbst einmal zu hinterfragen und vor dem Hintergrund neuer, anderer Ideen zu reflektieren.

  1. Für welche Sessions hast du dich entschieden und warum?

Die Entscheidung für die Teilnahme an der Session zu der Thematik „Gedächtnis & Kulturdaten“ war geleitet von den eigenen Interessen. Etwas Vorwissen hatte ich bereits, wollte auf dem Barcamp aber noch mehr über die Inhalte erfahren und in einen Austausch mit den anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten treten.

In der Session zu Software als Kulturdaten wurden Fragen diskutiert, die insbesondere den Aspekt der Verantwortlichkeit fokussieren. Zu dieser Thematik hat sich am zweiten Tag des Barcamps spontan eine eigene Session entwickelt: Wer spricht über Kulturdaten und wie können wir das Feld derer erweitern, die sich beteiligen? Das Format des Barcamps erlaubt flexible und spontane Änderungen am sonst starren Tagungsablauf. Die Session war hauptsächlich wegen des offenen und des respektvollen Umgangs miteinander eine der schönsten „Tagungserfahrungen“. Die eigene spontane Session zeigt wiederum die Dynamik und die Spontanität, die sich aus dem Barcamp heraus entwickelt hat.

Die Session über Methoden zu Visualisierungen von Kulturdaten habe ich gewählt, da diese Komponente in meinem eigenen Projekt bis jetzt eher zweitrangig ist und dort bis dato eine unterstützende Rolle spielt. Interaktive Visualisierungen, die die Nutzerinnen und Nutzer einbinden, also partizipierend sind und die sich sogar aktiv generieren lassen, finde ich spannend und hoffe diese zukünftig breiter einbringen zu können.

  1. Warst du vorher schon einmal in Potsdam? Wie hat dir die Stadt gefallen? Woran erinnerst du dich am liebsten? (Abseits des offiziellen Programms)

Ich war schon zweimal in Potsdam. Einmal im Jahr 2008 und einmal im Jahr 2010. Die Erinnerungen reichen allerdings nicht über Sanssouci und Regen hinaus. Zumindest der letzte Teil ist mir auf dem Barcamp auch in Erinnerung geblieben, der Besuch in Sanssouci war ganz anders als der Schulbesuch vor beinahe 10 Jahren: Der Guide lustiger, wenn auch mit mancher historischen Ungenauigkeit, war die Führung durchaus informativ und hinterlässt bleibenden Eindruck. Darüber hinaus bleiben mir die lebhaften Diskussionen, das respektvolle Miteinander, die neuen Einblicke, aber auch das Gefühl „unter Gleichgesinnten“ zu sein in Erinnerung. Ich hoffe die Gruppe als solche wiederzutreffen.


Open Science – Chancen und Grenzen

Abgerundet wurde das Barcamp mit einem spannenden Vortrag von Guido Scherp über Open Science. Open Science bündelt idealerweise „Strategien und Verfahren, die darauf abzielen, die Chancen der Digitalisierung konsequent zu nutzen, um alle Bestandteile des wissenschaftlichen Prozesses über das Internet öffentlich zugänglich, nutzbar und nachvollziehbar zu machen. Damit sollen Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft neue Möglichkeiten im Umgang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen eröffnet werden.“[9] Drei Perspektiven, die nicht nur Institutionen und Wissenschaftler*innen, sondern auch technische Infrastrukturen fokussieren, spielen bei Open Science eine wichtige Rolle:

  1. Innerwissenschaftliche Perspektive: Zur Nutzung und Öffnung der Wissenschaft in sich selbst
  2. Außenwissenschaftliche Dimension: Öffnung der Wissenschaft nach außen, die Gesellschaft wird mit eingebunden.
  3. Technologien: Was man da tut, macht man aus einer digitalen Infrastruktur heraus, die ebenfalls offen und transparent sein sollte. Wie ist das umsetzbar? Auf Basis welcher digitalen Infrastruktur wird geforscht und publiziert?

Guido Scherp stellte die Herausforderungen, die mit dem Anspruch an eine offene Wissenschaft einhergehen, in seinem Ignition Talk sehr prägnant heraus. Neben kaum vorhandener Zeit sich mit Konzept und Prinzipien von Open Science ausführlich zu beschäftigen, einer fehlenden Unterstützung bei der thematischen Auseinandersetzung fehlen oft auch digitale Kompetenzen im Bereich Forschungsdatenmanagement. Darüber hinaus gebe es zu wenig Anreize. Kriterien wie Transparenz, Zugänglichkeit, Nachvollziehbarkeit, Nachnutzbarkeit und offene Kommunikation finden außerdem kaum Berücksichtigung im wissenschaftlichen Bewertungssystem.

Er verwies aber auch auf Chancen, die sich ergeben, wenn sowohl Wissenschaflter*innen als auch Forschungseinrichtungen und Kompetenzzentren den Versuch unternehmen, zu einem allgemeingültigen Konsens über Open Science, zu einer sich gegenseitig unterstützenden Kooperation finden und vor allem miteinander kommunizieren. Für die/den einzelne/n Forscher*in ermöglicht Open Science eine größere Sichtbarkeit der wissenschaftlichen Arbeit –  auch außerhalb der Community. Mit der Einhaltung von Kriterien und Regeln, wie beispielsweise den FAIR und CARE-Prinzipien vergrößert sich der Impact und fördert zugleich den Wissenstransfer. Darüber hinaus ergeben sich mehr Optionen für die Publikation, beispielsweise im Rahmen von Open Access und die drei „Wege“[10], was den Wissenschaflter*innen zugleich mehr Kontrolle über die eigene Veröffentlichung bietet.

Open Humanities, Open Culture – DHd 2023

Open Science beschleunigt den wissenschaftlichen Fortschritt, wenn Forschungsergebnisse schneller verfügbar sind. Es steigert das Vertrauen in die Forschung und erhöht die Effizienz. Eine offene Wissenschaft bedeutet auch, dass man die Qualität der Forschung besser beurteilen kann. Open Science als zusätzlicher Baustein im wissenschaftlichen Arbeitsprozess ist ein relevantes und brisantes Thema, welches alle Disziplinen und Fächer betrifft. Es ist zu beobachten, dass der Diskurs um eine offene und transparente Wissenschaft auch eine zunehmende und größere Beachtung in den Digital Humanities findet. Dort soll uns Open Science auf „aktuelle Diskussionen um die Reproduzierbarkeit von Forschung bei Offenlegung von Daten und Code […]“[11] aufmerksam machen. Die DHd-Konferenz am Standort Trier/Luxemburg im kommenden Jahr wird sich u.a. mit Fragen rund um Chancen und Herausforderungen einer nachvollziehbaren und kommunikativen Wissenschaft drehen, „möchte aber auch eine Diskussion über die besonderen Bedingungen der Offenheit in den Geisteswissenschaften anregen.“[12]

Fazit

Da es für mich das erste Barcamp war, bin ich offen in diese zwei sehr ereignisreichen Tage reingegangen. Ich hatte zwar eine gewisse Vorstellung, wollte das Programm jedoch einfach auf mich zukommen lassen. Die zahlreichen Sessions zu je unterschiedlichen Themen haben mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Nicht nur fachlich, sondern auch sozial konnte ich viel mitnehmen. Durch den Austausch untereinander lernte ich neue Perspektiven kennen und konnte das ein oder andere Thema noch einmal aus einer anderen Sichtweise betrachten, die ich zuvor noch nicht kannte. Ich glaube ich spreche für alle wenn ich sage, dass ich sehr froh und glücklich darüber bin, nach so langer Zeit mal wieder in einen offenen Diskurs mit Menschen zu treten, die sich nicht virtuell hinter dem Bildschirm befinden. Ein derartiges Format für den wissenschaftlichen Nachwuchs kann ich mir sehr gut auf einer der kommenden DHd-Tagungen oder vergleichbaren Veranstaltungen vorstellen.

Es war schön zu sehen, dass die Diskussion über Open Science auch im diesjährigen Barcamp aufgenommen wurde und in der einen oder anderen Session mal mehr mal weniger zum Vorschein kam. Denn auch wir als noch junge Generation von „Digital Humanists“ haben uns gefragt, inwieweit wir in unseren Forschungskontexten Anknüpfungspunkte sehen und wo wir selbst bereits mit Open Science zu tun haben. Wie können wir für unsere Arbeit ganz persönliche Chancen aber auch Grenzen, zum Beispiel mit Blick auf die Bereitstellung und Verfügbarmachung von Forschungsergebnissen, frühzeitig erkennen? Inwieweit stehen wir selbst in der Verantwortung? Wo gibt es bereits best-practices? Es wird also mehr als nur eine spannende Diskussion bei der kommenden Konferenz oder Tagung geben, bei der sich sicher einige von uns wiedersehen werden – hoffentlich vor Ort und in persona 🙂

[1] Offizielle Website mit Programm und Ankündigung der DHd2022 in Potsdam zum Thema „Kulturen des digitalen Gedächtnisses“ https://www.dhd2022.de/ (25.07.2022).

[2] Übersicht der Stipendiatinnen und Stipendiaten: https://www.dhd2022.de/stipendiat_innen/ (25.07.2022).

[3] Im Jahr 2022 belegte Potsdam im Ranking den ersten Platz mit 33,03 Quadratmetern pro Einwohner. Online nachzulesen unter: https://www.holidu.de/magazine/10-grosstaedte-deutschlands-mit-der-meisten-gruenflaeche (25.07.2022)

[4] Offizielles Programm des Barcamps: https://www.uni-potsdam.de/de/digital-humanities/aktivitaeten/dh-barcamp-2022 (25.07.2022).

[5] https://gephi.org/

[6] https://d3js.org/

[7] https://geobrowser.de.dariah.eu/

[8] Voraussichtlich Anfang September online.

[9] Die ausführliche Definition zu Open Science ist zu finden auf der Website von openall.info unter https://openall.info/open-culture-offene-kultur/open-science/ (25.07.2022).

[10] Wege der Open-Access-Publikation. Schaubild und Erklärung online auf der Website des open access networks verfügbar unter: https://open-access.network/informieren/open-access-grundlagen/open-access-gruen-und-gold (26.07.2022).

[11] Zitat aus dem Call for Papers zur DHd 2023 mit dem Tagungsmotto Open Humanities, Open Culture: https://dhd2023.dig-hum.de/index.php/cfp/ (25.07.2022).

[12] Ebd.

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    Im Westen nichts Neues? Ein langer Blick zurück auf die DHd2022, das Barcamp der Stipendiat*innen in Potsdam und ein Ausblick auf 2023 | DHd-Blog

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    […] Nadine Sutor hat einige der Stipendiat*innen auf dem Barcamp für den DHd-Blog interviewt: https://dhd-blog.org/?p=18269. Emilia Radmacher hat die Eindrücke des Barcamps in einem Video eingefangen (letzter Aufruf am 22. […]

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