Wiederauflage der Konferenz FORGE – Forschungsdaten in den Geisteswissenschaften

0 Veröffentlicht von Patrick Helling am

Nachbericht zur FORGE 2021 an der Universität zu Köln (8. bis 10. Semptember 2021)

Autor*innen:
Jonathan Blumtritt1, Rebekka Borges2, Moritz Eßer1, Patrick Helling2, Nicole Majka2, Elisabeth Mollenhauer2, Claes Neuefeind1, Thomas Oehlke1, Felix Rau2, Lukas Sept3, Julia Sorouri1

1Cologne Center for eHumanities (CCeH), Universität zu Köln
2Data Center for the Humanities (DCH), Universität zu Köln
3Institut für Digital Humanities (IDH), Universität zu Köln

Einleitung

Unter dem Konferenztitel „MAPPING THE LANDSCAPE – Geisteswissenschaftliches Forschungsdatenmanagement zwischen lokalen und globalen, generischen und spezifischen Lösungen“ fand vom 8. bis 10. September 2021 die Wiederauflage der FORGE-Konferenz (Forschungsdaten in den Geisteswissenschaften) an der Universität zu Köln statt.

Ausgerichtet wurde die FORGE durch das Data Center for the Humanities (DCH), das Cologne Center for eHumanities (CCeH) und das Institut für Digital Humanities (IDH) der Universität zu Köln mit Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Speer (Vorstandssprecher des CCeH) und Prof. Dr. Øyvind Eide (IDH und DCH) als Vorsitzende des Kölner Organisationskomitees. Die FORGE ist eine Veranstaltungsreihe der AG Datenzentren des Verbands Digital Humanities im deutschsprachigen Raum e. V. (DHd). Zum lokalen Kölner Organisationsteam gehörten Jonathan Blumtritt, Patrick Helling, Elisabeth Mollenhauer, Dr. Claes Neuefeind, Felix Rau, Julia Sorouri, Rebekka Borges, Moritz Eßer, Nicole Majka, Thomas Oehlke und Lukas Sept.

Die virtuelle Konferenz wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die AG Datenzentren des DHd-Verbands, das Center for Data and Simulation Science (CDS) an der Universität zu Köln und die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste (AWK) gefördert und unterstützt.

Corporate Design: Julia Sorouri.

Geschichte der FORGE

Die erste FORGE wurde 2015 vom Projekt „Geisteswissenschaftliche Infrastruktur für Nachhaltigkeit“ (gwin) an der Universität Hamburg veranstaltet und von den Kolleg*innen Hagen Peukert, Stefan Thiemann, Iris Vogel, Kai Wörner und dem gwin organisiert. 2016 fand die FORGE unter dem Konferenztitel „Jenseits der Daten – Nachhaltigkeit für Forschungsanwendungen und Software“ erneut in Hamburg statt. 

Die Konferenz übernahm seit Beginn die Funktion eines offenen Forums für den aktiven Austausch über aktuelle Themen und Problemstellungen im geisteswissenschaftlichen Forschungsdatenmanagement (FDM). Durch diese fachliche Ausrichtung ist es der FORGE gelungen, Perspektiven auf das Management von Forschungsdaten um domänenspezifische Bedingungen, Herausforderungen und Lösungsansätze zu komplettieren.

Seit der letzten Ausrichtung der FORGE im Jahr 2016 hat sich die Forschungsdatenlandschaft spürbar weiterentwickelt. Die Anzahl der zugänglichen Angebote auf unterschiedlichen Ebenen, lokal und global, nimmt zu. Gleichzeitig ist ein Nebeneinander von Ausdifferenzierung und Kohäsion feststellbar. Entsprechend gab es sowohl in der AG Datenzentren als auch an der Universität zu Köln immer wieder Überlegungen dazu, die Veranstaltungsreihe wieder aufzunehmen. Schlussendlich fiel die Entscheidung hierzu im Rahmen des Workshops „Interoperabilität“ der AG Datenzentren, der im Januar 2020 an der Goethe-Universität Frankfurt stattfand. 

Mit der Neuauflage der FORGE sollte schließlich erneut ein Ort der aktiven Verhandlung von generischen und spezifischen Perspektiven auf das Forschungsdatenmanagement angeboten werden, mit dem zur Schärfung des geisteswissenschaftlichen Profils im Umgang mit Forschungsdaten beigetragen werden kann.

Ziel war dabei ausdrücklich die Beförderung einer kritischen Auseinandersetzung mit individuellen Praktiken, Strukturen und Lösungsansätzen. Durch Bezugnahme auf die Gestaltung und Umsetzung von Angeboten, Workflows, Implementierungen, eine strukturbedingte, fachliche Kompetenzverteilung oder eine standortabhängige und/oder wissenschaftspolitische, strategische Ausrichtung einer Einrichtung sollte die eigene Positionierung zu alternativen Strukturideologien provoziert und ausgehandelt werden. 

Die FORGE 2021 in Köln diente somit sowohl der Kartierung der geisteswissenschaftlichen FDM-Landschaft als auch der eigenen Verortung in einem lebendigen FDM-Ökosystem.

Virtuelle Durchführung

COVID-19-bedingt wurde die FORGE 2021 für Teilnehmende als rein digitale Veranstaltung via Zoom, Gather und weiteren kollaborativen Tools, die in den Workshops genutzt wurden, umgesetzt. 

Zur Gewährleistung eines reibungslosen Ablaufs, einer optimalen Organisation der Konferenz (insbesondere während der Sessions), einer besseren Kommunikation im Organisationsteam und um die Universität zu Köln als Austragungsort sichtbar werden zu lassen, wurde in einem Hörsaal der Universität ein coronakonformer „Situation Room“ nach dem Vorbild der 42. Kölner Mediaevistentagung 2020 (KMT) eingerichtet.

Dazu wurde für den Hörsaal ein Raumkonzept entwickelt, um die einzelnen Funktionen innerhalb des Organisationsteams räumlich zu trennen und damit einen sicheren und sinnvollen Rahmen zu schaffen. So gab es neben einfachen Arbeitsplätzen eine Technikstation und einen „Speaker“-Bereich. Letzterer wurde durch eine qualitativ hochwertige Kamera abgefilmt und direkt in den virtuellen Veranstaltungsraum übertragen. Durch Konferenzposter und das im Raum arbeitende Organisationsteam konnte die Universität zu Köln nach außen wahrgenommen und ein lokaler Bezug zum Veranstaltungsort geschaffen werden.

Während der Konferenz wurden mithilfe der am Institut für Digital Humanities (IDH) entwickelten Web-App autoChirp über den Twitter-Account des DCH @dch_cologne und dem Hashtag #FORGE2021 automatisierte Tweets über die verschiedenen Konferenzbeiträge generiert und so über den Beginn einzelner Sektionen und Veranstaltungen informiert.

Foto: Felix Rau.

Programm der FORGE 2021

Zum Call for Papers wurden insgesamt 40 Beiträge zu unterschiedlichsten Aspekten des geisteswissenschaftlichen Forschungsdatenmanagements eingereicht und in einem „double blind“-Peer-Review-Verfahren durch ein fachlich besetztes Programmkomitee begutachtet. Insgesamt wurden 7 Workshops, 18 Vorträge und 11 Poster auf der Konferenz präsentiert bzw. durchgeführt.

Die Workshops fanden, der Hauptkonferenz vorgelagert, am Mittwoch, dem 8. September 2021 in teilweise parallelen Sessions statt. Nach der offiziellen Eröffnung der Konferenz mit Grußworten der Vorsitzenden des Kölner Organisationskomitees, Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Speer und Prof. Dr. Øyvind Eide, sowie der zweiten Vorsitzenden des DHd-Verbands, Prof.’in Dr. Evelyn Gius, und der Convenorin der AG Datenzentren, Dr.’in Katrin Moeller, wurden am Donnerstag, dem 9. September 2021 neben den ersten drei Vortragssektionen auch eine virtuelle Postersession, eine Sitzung der AG Datenzentren sowie eine Pub-Lecture als Abendveranstaltung durchgeführt. Die Postersession fand auf der digitalen Plattform Gather statt. In der eigens für die Konferenz entwickelten virtuellen Inselwelt mit separaten Räumen für die verschiedenen Poster konnten sich die Teilnehmenden als Avatare fortbewegen und miteinander in Interaktion treten. 

Screenshot der virtuellen Postersession.

Die Pub-Lecture als Abendveranstaltung der Konferenz wurde – mit Bezug zum Konferenzthema – vorab mit der Ankündigung „Bring (and show) your own local drink!“ auf Twitter beworben. Als Vortragender konnte Dr. Dirk von Suchodoletz von der Universität Freiburg gewonnen werden, der unter dem Titel „Unwiederbringliche Daten: Von kontextfreien Magnetströmen bis zu verschlüsselten Flash-Speichern“ über alte Datenträger und Datenrettungsversuche berichtete. Währenddessen twitterten die Teilnehmenden der Pub-Lecture unter dem Hashtag #FDMSocial Fotos ihrer lokalen Biere und Limonaden. Nach dem Vortrag bestand die Möglichkeit, den Abend in einer der virtuellen Bars auf Gather gemeinsam ausklingen zu lassen.

Corporate Design: Julia Sorouri, Elisabeth Mollenhauer / Foto: Nicole Majka.

Am Freitag, dem 10. September 2021 fanden schließlich die letzten drei Vortragssektionen statt. Zusätzlich gab es eine Podiumsdiskussion zum Konferenzthema mit Beiträgen von 

  • Arianna Ciula, PhD (stellvertretende Direktorin des King’s Digital Lab am King’s College London), 
  • Alexis Michaud, PhD (Centre National de la Recherche Scientifique, Direktor des Langues et Civilisations à Tradition Orale), 
  • Alexander Czmiel (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, TELOTA Digital Humanities), 
  • Valentina Pasquale, PhD (Istituto Italiano di Tecnologia Genova, CO-Chair des GO FAIR Data Stewardship Competence Centers Implementation Network), und
  • Prof. Dr. Georg Vogeler (Leiter des Zentrums für Informationsmodellierung – Austrian Centre for Digital Humanities).
Foto: Thomas Oehlke.

Das Programm sowie die Zusammenfassungen zu den Beiträgen sind online verfügbar. Alle Abstracts wurden in einem gemeinsamen Book of Abstracts sowie als einzeln referenzierbare Publikationen in der Zenodo-Community zur FORGE veröffentlicht. Die Pub-Lecture und die Podiumsdiskussion wurden aufgezeichnet und im Anschluss an die Konferenz auf YouTube veröffentlicht.

Auswertungen der Konferenz

Insgesamt wurden 40 Abstracts im Rahmen des Call for Papers eingereicht, von denen letztlich 6 Workshops, 18 Vorträge und 11 Poster als Beiträge auf der Konferenz präsentiert bzw. durchgeführt wurden (Abb. 1). Ein Workshop der AG Datenzentren wurde außerhalb des Review-Verfahrens angeboten. Gegenüber den Workshops (19,4%) und Postern (30,6%) machten die Vorträge die Hälfte des Konferenzprogramms (50,0%) aus (Abb. 2). 

Abb. 1: Einreichungen und Beiträge auf der Konferenz.

 

 

Abb. 2: Anteile der Beitragsformate auf der Konferenz.

Die überwiegende Mehrheit der präsentierten Beiträge kam aus Deutschland (32), außerdem kamen drei Beiträge aus Österreich und einer aus der Schweiz und Frankreich (Abb. 3). Die Mehrheit der Beitragenden waren Teil eines Teams, lediglich 8 reichten ihre Beiträge alleine ein (Abb. 4).

Abb. 3: Netzwerke der Beitragenden (Design: Elisabeth Mollenhauer).

 

 

Abb. 4: Anteile der Beitragenden-Konstellationen.

Insgesamt haben sich 305 Personen zur Konferenz angemeldet. Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmenden kam aus Deutschland (282). Aus der Schweiz gab es 10 Anmeldungen, aus Österreich 6, aus Italien und Großbritannien je 2 und aus Frankreich, Peru und den USA je eine Anmeldung.

Der Anteil der promovierten und nicht-promovierten Teilnehmenden lag bei 43% (131) zu 57% (174). Unter den promovierten Teilnehmenden belief sich der Frauenanteil auf 49,6% (65) und der Männeranteil auf 50,4% (66). Unter den nicht-promovierten Teilnehmenden betrug der Frauenanteil 52,3% (91) zu 47,7% (83) Männeranteil (Abb. 5–7).

Abb. 5: Anteile der promovierten und nicht-promovierten Teilnehmenden.

 

 

Abb. 6: Anteile der promovierten Teilnehmenden.

 

 

Abb. 7: Anteile der nicht-promovierten Teilnehmenden,

Ausblick

Die FORGE ist als regelmäßige Veranstaltung im Kontext der AG Datenzentren des DHd-Verbands geplant und soll alle zwei Jahre an wechselnden Standorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz stattfinden. 

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