Osloer Munch-Museum lanciert Crowdsourcing für Coding der Briefe an Edvard Munch
Die Briefe und Texte von Norwegens bedeutendstem bildenden Künstler Edvard Munch (1863-1944), der viele Jahre auch in Deutschland lebte und arbeitete, sind bereits online, ediert und kommentiert. Nun legt das Osloer Munch-Museum nach: Per Crowdsourcing geht es nun auch an die Briefe an Munch, die digital in Text und Bild veröffentlicht und per XML/TEI erschlossen werden sollen. Nach dem Vorbild des erfolgreichen Crowdprojekts Transcribe Bentham werden via Wiki die automatisiert erfassten Briefabschriften mit den Scans der Originalbriefe abgeglichen; anschließend erfolgt die Erschließung mit XML/TEI Level 4. Vorbildlich hat man hier erklärt, dokumentiert und unterstützt, um auch in Sachen „Spitze Klammern“ gänzlich unerfahrenen Freiwilligen die Möglichkeit zur Mitwirkung zu geben – ein perfekter Einstieg ins Textcoding. So stehen u.a. deutschsprachige Videotutorials und ein komfortables Editionsfenster mit umfangreicher Werkzeugleiste bzw. -schaltflächen für die bequeme (und fehlerminimierte) Codierung zur Verfügung. Nach Freigabe durch die Redaktion werden die fertig bearbeiteten Briefe auf http://www.emunch.no der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ein gelungenes Modell, das auch in Deutschland vermehrt Schule machen könnte.
Laut Hilde Bøe, Projektleiterin und Redakteurin von http://emunch.no/, stellt das Projekt im skandinavischen Raum den ersten Versuch einer solchen Teamarbeit zwischen Museum und Publikum dar. Im Munch-Museum ist man gespannt, wie diese Art digitaler Gemeinschaftsarbeit – in den digitalen Geisteswissenschaften im Ausland zunehmend populär – angenommen wird. «Wir benötigen Freiwillige, die Handschriften in norwegischer, dänischer, schwedischer, französischer und nicht zuletzt in deutscher Sprache lesen können, denn etwa die Hälfte der Briefe an Munch ist deutschsprachig,» so Bøe. Freiwillige sollten außerdem die Bereitschaft zum digitalen Arbeiten in einem Wiki mitbringen, benötigen ansonsten jedoch keine Vorkenntnisse.
«Das Museum besitzt rund 5.800 an Edvard Munch adressierte Briefe, und es ist fantastisch, dass diese jetzt zusammen mit den Briefen Munchs im Internet zugänglich gemacht werden», meint die leitende Konservatorin des Museums, Ute Kuhlemann Falck. «Es handelt sich um historisches Quellenmaterial, das nicht nur für die Munch-Forschung von Interesse ist, sondern auch für andere Forschungsfelder, die wir noch gar nicht absehen können.»
Die andere Seite der Korrespondenz zugänglich zu machen, trägt dazu bei, Munchs eigene Texte zu erläutern, auszuloten und zu nuancieren – ein sehr wichtiger Schritt, so Forschungsbibliothekar Lasse Jacobsen. Man hofft, durch die Arbeit auch weitere Briefautoren zu identifizieren – enthält die Korrespondenz doch einen Teil bislang nicht namentlich zugeordneter Verfasser. Unter den zahlreichen bekannten Namen finden sich u.a. Julius Meyer-Graefe, Gustav und Luise Schiefler, Harry Graf Kessler, August Macke, Elisabeth Förster-Nietzsche, Christian Krohg, August Strindberg und Stèphane Mallarmé.
Wiki: http://www.emunch.no/wiki/index.php/Briefe_an_Edvard_Munch
Einführung und Erläuterungen, Videotutorials: http://www.emunch.no/wiki/index.php/Erste_Schritte
Richtlinien für Transkription und Erschließung: http://www.emunch.no/wiki/index.php/Richtlinien
Direkt zum Archiv: http://www.emunch.no/wiki/index.php/Handschriften
eMunch – Edvard Munchs Texte (digitales Archiv): http://www.emunch.no/
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