INFORMATION ZUM OPEN SOURCE RELEASE DES EDITIONSPROGRAMMS OXYDITION

0 Veröffentlicht von Lukas Weimer am

im Auftrag von Maximilian Schrott, Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

Seit 2014 verfolgt die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (HiKo) einen neuen Ansatz für ihre historisch-kritischen Editionen: Die Erstellung XML-basierter, digitaler Editionen mit Hilfe des anpassbaren Oxygen XML Editors, in dem spezialisierte Arbeitsumgebungen eingerichtet werden können. Diese erlauben es den Bearbeiter*innen ohne technische Vorkenntnisse und ohne signifikanten Veränderungen in ihrem Workflow, Editionstexte in gültigem TEI-XML zu erstellen und mit Metadaten und Verlinkungen anzureichern. Dieser neue Ansatz trägt den Namen Oxydition und umfasst Java-Operationen, Stylesheets, Dokumentvorlagen und Transformationsszenarien, die zusammengestellt in Frameworks, zu editionsspezifischen Arbeitsumgebungen konfiguriert werden. Inspiration und technische Grundlage für dieses Konzept war 2014 das Projekt ediarum der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Seitdem hat sich Oxydition aber stark von diesem Ausgangspunkt wegentwickelt.

Als Pilotprojekt für den neuen Ansatz diente der neunte Band der Edition der Protokolle des Bayerischen Ministerrats 1945-1962. Dieser konnte im Sommer 2019 erfolgreich abgeschlossen und in den Druck gegeben werden. Eine Online-Veröffentlichung mit umfassender interner und externer Verlinkung und neuen Erschließungsfunktionalitäten erfolgt voraussichtlich 2022. Inzwischen wird Oxydition auch bei drei weiteren Editionsprojekten der HiKo eingesetzt.

Im Sinne des Open Access-Gedanken und auf vielfachen Wunsch hin stellt die HiKo nun die technischen Komponenten von Oxydition frei online zur Verfügung, unter https://www.bayerischer-ministerrat.de/oxydition. Herzstück des Angebots ist das Java-Projekt oxydition-operations. Es enthält die Programmierungen für die zahlreichen komplexeren Funktionalitäten, die den Arbeitsumgebungen im Oxygen XML Editor hinzugefügt werden können, z.B. eine Operation, mit der Editionsdokumente halbautomatisch nach Schlüsselbegriffen wie Personen oder Ortsnamen durchsucht werden können, um diese dann mit einer zentralen Registerdatenbank zu verlinken.

Außerdem stellt die HiKo drei Frameworks zu Verfügung, die jeweils eine Arbeitsumgebung in Oxygen einrichten. Zusammengenommen bieten diese Frameworks alle Funktionaltäten, die bei der Herstellung eines Bandes der Protokolle des Bayerischen Ministerrats zum Einsatz kommen.

Um die Arbeitsumgebungen und ihre Funktionsweise leicht selbst ausprobieren zu können, liefert die HiKo auch ein Beispielprojekt mit, das die Editions- und Registerdatenbanksdateien des neunten Bandes der Bayerischen Ministerratsprotokolle enthält. Der Inhalt der Dateien wurde gegenüber dem Originalprojekt gekürzt. Es sind aber weiterhin alle Editionsprinzipien erkennbar und alle Funktionen einsatzfähig.

Abgerundet wird das Angebot durch eine umfassende Dokumentation zu allen Komponenten sowie einer Reihe von Videos, die die mitgelieferten Editionsumgebungen im Einsatz zeigen.

Alle im Rahmen dieser Veröffentlichung bereitgestellten Dateien dürfen unter GNU LPG-Lizenz 3.0 beliebig benutzt, verändert und weitergegeben werden. Oxydititon ist allerdings kein Universaltool, das eins zu eins auf andere Editionsprojekte übertragen werden kann. Die verschiedenen Komponenten können aber als Anregung, Hilfestellung oder Ausgangspunkt für eigene Entwicklungen dienen. Einen technischen Support für die Verwendung von Oxydition kann die HiKo allerdings nicht bieten.

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