DARIAH-DE, CIDOC CRM und WissKI – ein interdisziplinäres Werkstattgespräch
von Canan Hastik und Luise Borek
Im Rahmen des Workshops „Geisteswissenschaftliche Forschungsinfrastrukturen und CIDOC CRM Annotation“ sind am 25. und 26.07.2016 Experten aus unterschiedlichen Disziplinen an der Technischen Universität Darmstadt zusammengekommen. Zielsetzung war die Förderung des wissenschaftlichen Diskurses sowie die Arbeitsgruppenfindung zur Sondierung und Weiterentwicklung der Wissenschaftlichen Kommunikationsinfrastruktur (WissKI).
Als Forschungsinfrastrukturanbieter für Forschungsdaten ist ein Arbeitsschwerpunkt in DARIAH-DE die Entwicklung generischer, disziplinspezifischer Werkzeuge sowie fachwissenschaftlicher Services und Dienste für die geisteswissenschaftliche Forschung. Somit setzt DARIAH-DE in der aktuellen Förderphase die Weiterentwicklung bereits entstandener Dienste zur Suche, Speicherung und Archivierung von Forschungsdaten, wie die Generische Suche, die Collection- und Schemaregistry sowie das Repository fort. In diesem Zusammenhang sind der nachhaltige Betrieb und die Nutzung von Forschungswerkzeugen und Forschungsdaten sowie die Gewährleistung eines standardisierten Datenaustauschs auf Basis von Normdaten und Ontologien eine Zielsetzung.
Die Wissenschaftliche Kommunikationsinfrastruktur (WissKI) zur semantischen Datenmodellierung auf Basis von CIDOC CRM und zur Integration von Normdaten (z.B. Getty TGN, GND, etc.) und anderen Taxonomien wird im Rahmen des Expertenkolloquiums auf den Prüfstand gestellt, mit dem Ziel zu evaluieren, ob dieses Werkzeug für DARIAH-DE eine Rolle spielen kann und wenn ja, welche. WissKI wird größtenteils den Anforderungen der forschenden Geisteswissenschaftler, wie Unterstützung von Kollaboration und Interdisziplinarität sowie Web-basierter Zugriff auf heterogene verteilte Daten, gerecht. Die Speicherung der Daten in einem Triple-Store unterstützt die Veröffentlichung von Linked Open Data (LOD). Als Modulsatz für das Content Management System Drupal entwickelt, bietet WissKI eine Benutzerverwaltung, einen WYSIWYG-Editor zur Erfassung von Daten aus Freitext, sowie eine Volltext- und Detailsuche, Navigationsmöglichkeiten und diverse Präsentationsansichten.
Diese Kopplung an Drupal birgt jedoch auch Probleme, wie insbesondere in dem Testcase zur Erfassung von Provenienzinformationen am Beispiel des Nachlasses von Asch deutlich wird. Bereits Open Source verfügbar (www.wiss-ki.eu), ist es auch für technisch geübte Nutzer kaum möglich, selbstständig eine WissKI-Instanz zu installieren und diese projektspezifisch anzupassen. Insbesondere die Dokumentation wird an dieser Stelle als unzureichend angesehen, was bislang durch persönlichen Support kompensiert wird. Auch die primäre CIDOC CRM-Abhängigkeit gilt es in Frage zu stellen.
WissKI ist bereits positiv in verschiedenen Nutzungsszenarien erprobt, wie zur Erfassung und Präsentation epigraphischer Daten, zur Ausstellungsvorbereitung sowie zur Präsentation und virtuellen Ausstellung von historischen und archäologischen Daten. Somit birgt WissKI großes Potential für die geisteswissenschaftliche Forschung – nicht zuletzt aufgrund der hier vorhandenen Expertise zu CIDOC CRM. Dieses gewinnt zunehmend an Bedeutung, wie sich auch an vielen Beiträgen auf der diesjährigen DH-Konferenz in Krakau ablesen ließ.
Es stellt sich nun die Frage, inwiefern WissKI in der Zukunft als generisches Werkzeug für unterschiedliche Disziplinen in unterschiedlichen Projektkontexten eingesetzt werden kann und welche Rolle DARIAH-DE hierbei übernehmen kann. Aufgrund der großen Nachfrage, die dieser Workshop erlebt hat, wird zudem geprüft, ob eine Anschlussveranstaltung durchgeführt werden kann, die CIDOC CRM einem größeren Publikum in einer ‚hands-on‘ Atmosphäre näherbringt.
Zur Veranstaltung im Public Wiki von DARIAH-DE:
https://wiki.de.dariah.eu/pages/viewpage.action?pageId=46432554
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