Heidelberger Forum Edition: Videointerview zu Early Chinese Periodicals Online
An der Universität Heidelberg, der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und der Hochschule für Jüdische Studien gibt es eine Vielzahl renommierter Editions-, Kommentierungs- und Übersetzungsprojekte. Die Initiative »Heidelberger Forum Edition« setzt sich zum Ziel, diese Editionsprojekte in einen gemeinsamen Diskussionszusammenhang zu bringen und diesen der Öffentlichkeit zu vermitteln.
Das »Heidelberger Forum Edition« versteht sich als wissenschaftliche und zugleich kulturelle Initiative, die zwischen literarisch-historischen Quellen und der Gegenwart vermitteln will. Die Initiative der drei Träger gliedert sich in das von der Stadt Heidelberg als »Unesco City of Literature« geförderte Programm ein und erhält zudem über den Forschungsbereich »Kulturelle Dynamik in globalisiertem Welten« (Field of Focus 3) Mittel aus der Exzellenzinitiative der Universität Heidelberg.
Im Zuge einer Vortragsreihe stellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen ihre Editionsaktivitäten der Öffentlichkeit vor. Die Breite und Intensität der editionsphilologischen Aktivitäten in Heidelberg wird außerdem auf dieser eigens eingerichteten Website dokumentiert und der Öffentlichkeit allgemeinverständlich präsentiert. Videointerviews mit den Projektleitern und Mitarbeitern der Heidelberger Editionsprojekte beleuchten exemplarisch die Hintergründe der editorischen Arbeit.
Ein Projekt, das demnächst im Vortrag vorgestellt wird und über das bereits ein Videointerview produziert wurde, ist Early Chinese Periodicals Online (ECPO). Unter der Leitung von Prof. Dr. Barbara Mittler (Heidelberg), Prof. Joan Judge (York University, Toronto), Prof. Christopher Hamm (University of Washington) und Dr. Chien-ming Yu (Academia Sinica) arbeitet ein interdisziplinäres Forscherteam an der Erschließung und wissenschaftlichen Aufarbeitung chinesischer Zeitschriften vor 1945. Diese Materialien können dabei regelmäßig und über lange Zeiträume erschienen sein. Manchmal kamen aber auch nur wenige Ausgaben in Umlauf und dazu sind die erhaltenen Exemplare verstreut und nicht immer in gutem Erhaltungszustand.
In ECPO wurde durch die Heidelberg Research Architecture (HRA), die Digital Humanities Unit des Heidelberger Zentrums für Transkulturelle Studien, in Zusammenarbeit mit der Academia Sinica eine Datenbank aufgebaut, die sowohl die Bestände zusammenführt als auch zum Ziel hat, die Ausgaben möglichst vollständig und frei verfügbar zu machen. Ein typisches Phänomen anderer Editionen zur Chinesischen Presse, seien es Druck- oder Mikrofilm-Reprints oder Volltext-Datenbanken einzelner Zeitschriften, ist die Selektion des Inhalts, wobei beispielsweise nur eine Artikelauswahl oder die Publikation ohne die Blöcke mit Abbildungen, Werbeanzeigen oder die Titelblätter herausgebracht wurde. ECPO bietet alle verfügbaren Seiten einer Publikation an und bezieht dabei auch bereits vorhanden Datensammlungen mit ein, wie beispielsweise die Datenbanken Chinesischer Frauenzeitschriften oder der Chinese Entertainment Newspapers.
Darüber hinaus bietet die Datenbank die Möglichkeit, an einem Artikel, Bild oder Werbung direkt oder indirekt beteiligte Personen, Gruppierungen oder Institutionen zu erfassen. Die inhaltliche Erschließung nutzt Schlagwörter, die derzeit überarbeitet und an das kontrollierte Vokabular des vom Getty Research Institute entwickelten Art and Architecture Thesaurus (AAT) angebunden werden. Die chinesische Übersetzung des AAT, die auch kulturelle Unterschiede der Begrifflichkeiten berücksichtigt, liegt in der Hand von Wissenschaftlern der Academia Sinica in Taipei, einem Kooperationspartner von ECPO. Diese Zusammenarbeit soll den Austausch zwischen Erarbeitung von Forschungsterminologie und Normierung der Begriffe zu erleichtern.
Eine Seite kann das Projekt leider bisher nicht abdecken: die Volltextdigitalisierung der Materialien. Bis heute ist es nicht möglich, die in unterschiedlicher Leserichtung laufenden und verschiedenen Drucktypen gesetzten Texte dieser Zeit zuverlässig automatisch zu erkennen. Da das alternative manuelle Erstellen der Volltexte (double keying) enorme Kosten mit sich bringt, musste das Projekt hier auf zukünftige, effizientere Erkennungsverfahren setzen. Der durch ECPO ermöglichte Zugang zu einer großen Bandbreite an Zeitschriften macht es möglich, die Forschung nicht nur auf einzelne Artikel, Bilder oder Anzeigen zu richten, sondern auch im größeren Kontext zu sehen. Das kann von der Position eines Artikels innerhalb einer Ausgabe auch dessen Rolle innerhalb der gesamten Zeitschrift oder sogar dessen Bezug oder Einfluss auf andere Zeitschriften sein. Diese unterschiedlichen methodischen Herangehensweisen an das Material (horizontal, vertical, situated, integrated reading) wurden vom Projekt erarbeitet und weiterentwickelt und werden demnächst in einem Sammelband ausführlich vorgestellt.
Videointerview Early Chinese Periodicals Online ECPO
Matthias Arnold (Heidelberg Research Architecture), Armin Volkmann (Nachwuchsforschungsgruppe Digital Humanities and Digital Cultural Heritage)
Kommentar schreiben