Virtuelles DH-Kolloquium an der BBAW, 26.06.2023: „Das digitale Buch. Perspektiven auf Uwe Johnsons Jahrestage in der digitalen Werkausgabe“

0 Veröffentlicht von Lou Klappenbach am

Im Rahmen des DH-Kolloquiums an der BBAW laden wir Sie herzlich zum nächsten Termin am Montag, den 26. Juni 2023, 16 Uhr c.t., ein (virtueller Raum: https://meet.gwdg.de/b/lou-eyn-nm6-t6b):

Holger Helbig, Ulrike Henny-Krahmer, Fabian Kaßner (alle Universität Rostock)

Johnsons Jahrestage erschienen zuerst von 1968 bis 1983: Drei Bücher in vier Bänden, 1892 Seiten. Ein monumentales Werk, fünfzehn Jahre Arbeit, um knapp 100 Jahre deutscher Geschichte darzustellen, erzählt von Tag zu Tag, ein Jahr lang. Mutter und Tochter leben in New York, lesen die New York Times, ziehen einen Schriftsteller ins Gespräch und zu Hilfe und verhandeln Mecklenburger Geschichte. Wollte man mit diesem Brocken verfahren, so wie man bisher in der Rostocker Ausgabe ediert, Nachwort, Abbildungen, Emendationsverzeichnis, textkritischer und Sachkommentar, dazu zumindest Quellen und Literatur, Orts- und Personenregister, kämen den vier Bänden Text spielend fünf, sechs Bücher zur Seite. – So wird es nichts werden: Wie dann?

Im Projekt Uwe Johnson – Werkausgabe werden die Werke, Schriften und Briefe Uwe Johnsons in ihrer Gesamtheit neu ediert, woraus die Rostocker Ausgabe in gedruckter und digitaler Form entsteht. Im Suhrkamp-Verlag sind bisher vier Bände erschienen, außerdem sind drei Kapitel des Romans Mutmassungen über Jakob in der digitalen Werkausgabe veröffentlicht. Auch wenn in der digitalen Werkausgabe bisher ein einzelner Roman im Fokus steht, so muss doch schon bedacht und geplant werden, wie die Texte der verschiedenen Abteilungen in der digitalen Ausgabe zusammenspielen werden, und welche textübergreifenden Bezüge sich zu den Jahrestagen ergeben.

Es ist z. B. bekannt, dass Johnson Artikel aus der New York Times für die Jahrestage literarisch aufbereitet und eingearbeitet hat. Weniger bekannt ist, dass es sich mit Briefen ähnlich verhielt und es in diesem Fall auch nicht abhängig von Zufallsfunden war: Johnson wandte sich ganz konkret an Freunde und Bekannte und bat sie beispielsweise um Beschreibungen von Orten, die er nachweisbar in sein Werk einarbeitete. Insbesondere seine engen Freunde Klaus Baumgärtner und Manfred Bierwisch konsultierte er gerne und oft. Die Korrespondenz stellt einen essentiellen Baustein für das Verständnis der Entstehung des Werkes und dessen Umstände dar.

Es lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nur andeuten, dass die Jahrestage ein enormes Feld an editorischer Vernetzungsarbeit erfordern. Aus allen Abteilungen der Werkausgabe verlaufen Fäden in die Jahrestage hinein, die dort zu einem Teil des Werks werden. In unserem Vortrag werden wir auf Fragen der digitalen Infrastruktur, der Datenmodellierung und von Präsentationsoptionen eingehen, die sich für eine digitale Edition von Johnsons Gesamtwerk und insbesondere der Jahrestage stellen. In einer digitalen Edition werden sie in einer Form darstellbar sein, in der Hintergründe und Bezüge zu Tageskapiteln in einer grundlegend neuen Weise medial vermittelt werden können.

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Die Veranstaltung findet virtuell statt; eine Anmeldung ist nicht notwendig. Zum Termin ist der virtuelle Konferenzrraum über den Link https://meet.gwdg.de/b/lou-eyn-nm6-t6b. Wir möchten Sie bitten, bei Eintritt in den Raum Mikrofon und Kamera zu deaktivieren. Nach Beginn der Diskussion können Wortmeldungen durch das Aktivieren der Kamera signalisiert werden.

Der Fokus der Veranstaltung liegt sowohl auf praxisnahen Themen und konkreten Anwendungsbeispielen als auch auf der kritischen Reflexion digitaler geisteswissenschaftlicher Forschung. Weitere Informationen finden Sie auf der Website der BBAW.

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