Wissenschaftsbloggen und der Aufruf zu „Open Humanities, Open Culture“

1 Veröffentlicht von Noah Baumann am

Dieser Beitrag ist im Rahmen eines Reisestipendiums für die DHd2023 entstanden. Ich möchte mich beim DHd-Verband an dieser Stelle herzlich dafür bedanken, mir die Teilnahme an der Konferenz zu ermöglichen. Auch möchte ich die tolle Arbeit der Organisator:innen hervorheben und mich dafür bedanken, dass meine Konferenzerfahrung so positiv war.

Ein paar Monate nach der diesjährigen DHd2023 möchte ich alle Leser:innen einladen, noch einmal über das diesjährige Thema „Open Humanities, Open Culture“ nachzudenken. Während der Konferenz wurden wir aufgefordert, zu hinterfragen und zu diskutieren, wie wir als digitale Geisteswissenschaftler:innnen unsere Arbeit sichtbar und transparent machen. Mir wurde klar, dass dieser Prozess des Nachdenkens und der Entwicklung der Art und Weise, wie unsere Arbeit kommuniziert wird, nie wirklich aufhört. In diesem Sinne möchte ich das Interesse an wissenschaftliches Blogging als ein wichtiges Mittel zur Kommunikation und Diskussion über wissenschaftliche Forschung wecken.

Das Thema wurde im Workshop „Hands-on-Workshop Wissenschaftsbloggen mit de.hypotheses“ unter der Leitung von Mareike König und Anne Baillot vorgestellt und meine gedanklichen Ansätze zum Wissenschaftsbloggen als Instrument der Wissenschaftskommunikation wurden durch die breitere Diskussion, die Melanie Seltmann in ihrem Vortrag „#PublicDH oder doch nur #WissKomm?“ angestoßen hat, weiterentwickelt.

In diesem kurzen Blogbeitrag möchte ich die Leser:innen dazu anregen, über wissenschaftliches Bloggen nachzudenken und zu überlegen, wie sie dies in ihre Arbeit einbinden können. Dazu möchte ich die bidirektionale Kommunikation, die das wissenschaftliche Bloggen ermöglicht, und ihren potenziellen Nutzen für die digitalen Geisteswissenschaften im Sinne von Open Science hervorheben.

Was sind Wissenschaftsblogs und warum sind sie wichtig?

Blogs können in vielfältiger Weise als Medium für die wissenschaftliche Kommunikation genutzt werden. Es gibt zahlreiche Beispiele dafür, wie Forscher:innen heute ihre Blogs nutzen, um verschiedene Aspekte ihrer Arbeit an unterschiedliche Zielgruppen zu kommunizieren. Wissenschaftliche Blogs können einem bestimmten Thema, einer Methodik, einer Arbeit, einer Veranstaltung, einem Universitätsprogramm oder einem Seminar gewidmet sein. Diese Vielseitigkeit ist nur ein Aspekt des eher informellen Charakters von Blogs als Medium für die wissenschaftliche Kommunikation. Im Vergleich zu anderen Medien gibt es weniger feste Regeln, die eingehalten werden müssen. Der Stil und der Inhalt eines wissenschaftlichen Blogs sollten an den Zweck angepasst werden, für den er konzipiert wurde.

Abbildung 1 – https://dhistory.hypotheses.org/, das Blog der Digital History Professur, Humboldt-Universität zu Berlin
Abbildung 2 – mittelalter.hypotheses.org, ein preisgekröntes Wissenschaftsblog zum Thema Mittelalter

Im Vergleich zu anderen Formen der wissenschaftlichen Kommunikation verfügen wissenschaftliche Blogs über eine eingebaute Doppelfunktionalität: Sie ermöglichen es den Autor:innen einerseits, wissenschaftliche Forschung zu präsentieren, und regen andererseits auch den Diskurs zwischen Leser:innen und Autor:innen direkt im Medium des Blogs an. Durch diese Bidirektionalität der Kommunikation bieten Wissenschaftsblogs eine spannende Alternative zu den einseitigen Kommunikationsmöglichkeiten von Printpublikationen. Die Rolle des Absenders und des Empfängers ist bei der Veröffentlichung eines Blogs festgelegt, aber diese Rollen sind fließender, da Autor:innen und Leser:innen sich innerhalb des Mediums durch Kommentare frei austauschen und kommunizieren können.

Diese bidirektionale Kommunikation geht mit der relativen Informalität von Blogs als Kommunikationsplattform einher und profitiert davon. Diese beiden Faktoren können nicht nur die Reichweite von Forschungsergebnissen über diejenige von Zeitschriften oder anderen Printpublikationen hinaus erhöhen, sondern auch den Forschungsprozess selbst. Da es sich bei Blogs im Allgemeinen um informellere Kommunikationsmedien handelt, können Ideen ohne die Starrheit und den Anspruch auf Präzision, Vollständigkeit und Perfektion präsentiert und diskutiert werden, die bei Printpublikationen üblich sind. Dies ermöglicht die offene Diskussion und das Testen von Ideen und Methoden während des Forschungsprozesses, was nicht nur ein willkommenes Mittel für Forscher:innen ist, ihre Arbeit weiterzuentwickeln, sondern auch den zusätzlichen Vorteil hat, dass die Öffentlichkeit Einblick in den wissenschaftlichen Prozess erhält.

Insbesondere für das relativ junge Gebiet der digitalen Geisteswissenschaften kann die Möglichkeit, einem externen Publikum einen „Blick hinter die Kulissen“ zu gewähren, den Zugang zu und das Vertrauen in Methoden und Forschungsergebnisse verbessern. Indem wir den oft recht isolierten Forschungsprozess zugänglicher machen, können wir nicht nur die Arbeit selbst durch den Diskurs verbessern, sondern auch die Reichweite und das Vertrauen in das Projekt stärken.

Hypotheses.org als Plattform für Ihren wissenschaftlichen Blog

Ich möchte mich nun dem zuwenden, was ich darüber gelernt habe, wie Forscher:innen den Prozess der Erstellung eines wissenschaftlichen Blogs beginnen kann. Dafür danke ich Mareike König und Anne Baillot und ihrem Workshop „Hands-on-Workshop Wissenschaftsbloggen mit de.hypotheses„, sowie allen Gastredner:innen und Workshop-Kolleg:innen für die fruchtbare Diskussion und Übung.

Hypotheses.org ist eine nicht-kommerzielle Blogging-Plattform für Wissenschaftler:innen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften, auf der sie einen Blog erstellen können. Das Hauptziel ist schlicht und einfach die Kommunikation von Wissenschaft. Es gibt drei wesentliche Gründe, warum Hypotheses.org eine nützliche Plattform für Akademiker:innen ist, die einen Blog erstellen möchten. Der Hauptgrund ist die Erreichbarkeit: Die Plattform bietet einen zentralen Ort, an dem Blogs gesammelt, gesehen und gefunden werden können. Hypotheses.org bietet nicht nur Verbesserungen bei der Suchmaschinenoptimierung gegenüber anderen Plattformen, sondern hebt auch bestimmte Blogs und Blogbeiträge auf der Hauptseite hervor. Die Datenverwaltung ist ein zweiter wichtiger Grund, warum Akademiker:innen Hypotheses.org für ihr Blog in Betracht ziehen sollten. Hypotheses.org bietet die Archivierung von Inhalten, stabile URLs und ISSN-Nummern, die wissenschaftlichen Blogs helfen, mit den Grundsätzen von Open Science in Einklang zu sein. Ein dritter und letzter Grund, warum Wissenschaftler:innen Hypotheses.org in Betracht ziehen sollten, ist die Tatsache, dass die Plattform die Qualität der Inhalte sicherstellt. Wissenschaftliche Blogs auf dieser Plattform sind nur für die Wissenschaft und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.

Tipps für einen guten Blog.

Wenn Sie sich entschlossen haben, einen wissenschaftlichen Blog zu erstellen, sei es auf Hypotheses.org oder auf einer anderen Plattform, stellt sich nun die Frage, was einen guten Blog ausmacht. In unserem Workshop habe ich 3 Tipps und Tricks gelernt, die ich gerne weitergeben möchte.

Tipp Nr. 1: Finden und schreiben Sie in Ihrer eigenen Stimme.

Vom Standpunkt des Schreibens aus gesehen ist es wichtig, seine eigene Stimme zu finden; man sollte sich selbst vertrauen und über das Schreiben, was einen an dem Projekt reizt. Wissenschaftliche Blogs unterscheiden sich von anderen Medien. In einem Blog sollten Sie dazu ermutigt werden, aus Ihrer eigenen Perspektive zu schreiben – Sie müssen sich nicht vor der Ich-Perspektive scheuen. Es handelt sich nicht um akademische Arbeiten, und wir machen nicht das Beste aus dem Medium, wenn wir es als solches behandeln. Wissenschaftliches Bloggen sollte Mut machen, wir sollten uns trauen, mit starken Hypothesen voranzugehen, hier können wir Ideen und Argumente testen. Es braucht Zeit und Übung, seine eigene Stimme zu finden. Ein Tipp, der im Workshop gegeben wurde, ist, dass es oft einfacher ist, mit dem Schreiben von Gast-Blogs auf anderen Blogs zu beginnen als mit dem eigenen.

Tipp Nr. 2: Machen Sie das Beste aus dem digitalen Medium.

Auf einer eher praktischen Ebene versucht ein guter Blog, die Möglichkeiten des digitalen Mediums zu nutzen. Die Verwendung von externen Ressourcen und Hyperlinks erhöht die Reichweite Ihres Blogs und ist eine gute Praxis, die es auch anderen Blogs ermöglichen kann, deren Reichweite zu erhöhen. Es ist auch eine gute Praxis, den Text in einem Blogbeitrag durch eine größere Anzahl von Überschriften und Zwischenüberschriften aufzulockern.

Tipp Nr. 3: Wie Sie den Erfolg Ihres Blogs messen können.

Die Realität der akademischen Arbeit ist, dass man oft unter großem Druck steht, sichtbar zu sein und dafür zu sorgen, dass die eigene Arbeit gesehen wird. Beim Bloggen führt dies oft dazu, dass man sich darauf konzentriert, den Erfolg über die Anzahl der Aufrufe eines Blogs zu definieren. Ich möchte aber ein paar Punkte hervorheben, die in unserem Workshop besprochen wurden, warum Aufrufe nicht alles sind. Zunächst einmal ist es wichtig, bei der Messung der Zugriffszahlen zu berücksichtigen, dass sich in diesen Zahlen eine beträchtliche Anzahl von Bots widerspiegeln könnte. Noch wichtiger ist, dass sich der Erfolg auf die Qualität der Interaktionen und der Kommunikation und nicht auf die Quantität konzentrieren sollte. Es ist wichtiger, dass die richtigen Personen Ihren Blog lesen und nicht unbedingt viele Personen. Wenn wir in unserem Blog schreiben, müssen wir einen Schritt zurücktreten und überlegen, wie das Bloggen Teil unserer Schreibkultur werden kann. Wir müssen uns fragen: „Wofür schreibe ich?“ und „Wen will ich erreichen?“. Erst wenn wir wissen, was unsere persönlichen Ziele sind und wie diese Ziele in unseren Arbeitsprozess passen, können wir darüber nachdenken, was es bedeutet, einen erfolgreichen Blog zu haben.

Abschließende Bemerkungen

Es stimmt zwar, dass Wissenschaftskommunikation und Bloggen besonders viel Zeit in Anspruch nehmen, aber diese Zeit ist meiner Meinung nach sinnvoll investiert. Selbst wenn Sie Blogbeiträge schreiben, die nicht veröffentlicht werden, ist die Art und Weise, wie die Umsetzung unserer Gedanken und unserer Arbeit in einem anderen Medium uns dazu bringt, das, was wir tun, in unserem Versuch, es auf eine andere Weise zu erklären und zu kommunizieren, zu überdenken. Dies ist ein fruchtbarer Prozess, der Synergieeffekte haben kann und unseren Prozess und unsere Ergebnisse verbessert. Es ist nur ein Beispiel für ein Thema, das auf der diesjährigen DHd2023 diskutiert wurde, aber es ist ein Thema, das mich sehr beschäftigt und das ich vertiefen möchte.

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