Virtuelles DH-Kolloquium an der BBAW, 28.11.2022: „Modellierung von Forschungsdaten durch Annotation: Konzepte, Prozesse und Formate“

0 Veröffentlicht von Marius Hug am

Im Rahmen des DH-Kolloquiums an der BBAW laden wir Sie herzlich zum nächsten Termin am Montag, den 28. November 2022, 16 Uhr c.t., ein (virtueller Raum: https://meet.gwdg.de/b/lou-eyn-nm6-t6b):

Heike Zinsmeister
(Universität Hamburg)
Modellierung von Forschungsdaten durch Annotation: Konzepte, Prozesse und Formate

Annotation ist ein grundlegend mehrdeutiger Begriff, der Konzepte, Prozesse und Formate des Annotierens umfasst. In den Digital Humanities trifft man zusätzlich auf sehr unterschiedliche Herangehensweisen je nach Forschungsfrage und Fachtradition. Manuelle Annotation kann vorwiegend produkt-orientiert ausgerichtet sein und ein konsistent annotiertes Korpus als Endprodukt anstreben, welches für weiterführende Analysen oder als Trainingsgrundlage für maschinelles Lernen eingesetzt werden kann. Oder aber die Annotation kann eher prozess-orientiert ausgerichtet sein, wenn im Vordergrund steht, die Datengrundlage nachhaltig kommentierend zu explorieren, potenzielle Analysekategorien zu konkretisieren oder durch den Prozess selbst ganz neue Forschungsfragen zu entdecken (vgl. z.B. Franken et al. 2020, Pagel et al. 2020).

Im Vortrag werde ich zunächst die Bandbreite der durch verschiedene Forschungslogiken motivierten Herangehensweisen skizzieren und davon ausgehend folgende Fragen diskutieren: Warum gibt es divergierende Annotationen (z.B. Barteld et al. 2016, Gius & Jacke 2017, Beck et al. 2020) und welche Konsequenzen können daraus gezogen werden? Wie viel Annotationskonsistenz ist nötig oder wünschenswert? Ist es möglich auch von komplexeren oder subjektiveren Annotationen Reliabilität zu messen? Abschließend stellt sich die Frage nach Möglichkeiten von adäquater Dokumentation, um die Provenienz von Annotationsergebnissen offenzulegen.

Bei den Überlegungen greife ich auf verschiedene Studien aus dem interdisziplinären Projekt hermA zurück (Gaidys et al. 2017).

Referenzen

Barteld, Fabian, Sarah Ihden, Ingrid Schröder und Heike Zinsmeister. „Annotating descriptively incomplete language phenomena“. In Proceedings of LAW VIII – The 8th Linguistic Annotation Workshop, 99–104. Dublin, Ireland: Association for Computational Linguistics and Dublin City University, 2014. http://www.aclweb.org/anthology/W14-4915.

Beck, Christin, Hannah Booth, Mennatallah El-Assady und Miriam Butt. „Representation Problems in Linguistic Annotations: Ambiguity, Variation, Uncertainty, Error and Bias“. In Proceedings of the 14th Linguistic Annotation Workshop, 60–73. Barcelona, Spain: Association for Computational Linguistics, 2020. https://aclanthology.org/2020.law-1.6.

Franken, Lina, Gertraud Koch und Heike Zinsmeister. „Annotationen Als Instrument Der Strukturierung“. In Annotation in Scholarly Editions and Research. Functions, Differentiation, Systematization, herausgegeben von Julia Nantke und Frederik Schlupkothen. Oldenburg: De Gruyter, 2020.

Gaidys, Uta, Evelyn Gius, Margarete Jarchow, Gertraud Koch, Wolfgang Menzel, Dominik Orth und Heike Zinsmeister. „hermA: Automated Modelling of Hermeneutic Processes“. Hamburger Journal für Kulturanthropologie, Nr. 7 (2017): 119–23.

Gius, Evelyn und Janina Jacke. „The Hermeneutic Profit of Annotation. On Preventing and Fostering Disagreement in Literary Text Analysis“. International Journal of Humanities and Arts Computing 11, Nr. 2 (2017): 233–54. https://doi.org/10.3366/ijhac.2017.0194.

Pagel, Janis, Nils Reiter, Ina Rösiger und Sarah Schulz.“Annotation als flexibel einsetzbare Methode“. In: Reiter, Nils/Pichler, Axel/Kuhn, Jonas (Hg.): Reflektierte algorithmische Textanalyse: Interdisziplinäre(s) Arbeiten in der CRETA-Werkstatt. Berlin/Boston: de Gruyter, 125-142, 2020.

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Die Veranstaltung findet virtuell statt; eine Anmeldung ist nicht notwendig. Zum Termin ist der virtuelle Konferenzrraum über den Link https://meet.gwdg.de/b/lou-eyn-nm6-t6b erreichbar. Wir möchten Sie bitten, bei Eintritt in den Raum Mikrofon und Kamera zu deaktivieren. Nach Beginn der Diskussion können Wortmeldungen durch das Aktivieren der Kamera signalisiert werden.

Der Fokus der Veranstaltung liegt sowohl auf praxisnahen Themen und konkreten Anwendungsbeispielen als auch auf der kritischen Reflexion digitaler geisteswissenschaftlicher Forschung. Weitere Informationen finden Sie auf der Website der BBAW.

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