Das Literaturverwaltungsprogramm Zotero und seine Funktionen (Teil 1)

2 Veröffentlicht von Sophia Corell am

Mit diesem Blog-Eintrag möchte ich meine Erfahrungen mit Euch teilen und vielleicht sogar beim Umgang mit Zotero ein wenig weiterhelfen. Ich habe bewusst den DHd-Blog ausgewählt, da er mir als gutes Beispiel für wissenschaftliches Bloggen vorgestellt wurde und durch aktuelle und breit gefächerte Informationen zum Thema ‚Digital Humanities‘ überzeugt. Da das häufig verwendete Literaturverwaltungsprogramm Zotero bisher auf diesem Blog noch nicht thematisiert wurde, soll dies mit meinem Beitrag geschehen.

Seit nun mehr als einem Monat arbeite ich im Rahmen meines Praktikums am Leopoldina-Zentrum für Wissenschaftsforschung unter anderem mit Zotero. Anlass für die Beschäftigung damit ist der Bereich ‚Digital Humanities‘, der neben anderen Bereichen auch einen Teil meines Praktikums ausmacht. Am Zentrum für Wissenschaftsforschung ist Torsten Roeder dafür zuständig und er hat mir erklärt, wie ich bei Zotero neue Literatur aufnehme und was es sonst noch für Funktionen gibt. Denn Zotero kannte ich bis dato nicht, weil ich bislang durch meine Stelle als studentische Hilfskraft am Institut für Philosophie in Würzburg Forschungsliteratur ausschließlich auf eine interne Website eingepflegt habe. Das Grundprinzip war mir dennoch bewusst und so tastete ich mich an Zotero heran.

Das Tolle an Zotero ist, dass man viele Ordner und Unterordner mit verschiedenen Bibliographien erstellen kann (meinetwegen zu jedem Projekt und noch eine zusätzliche private Literaturliste), die man dann gemeinsam bearbeiten und öffentlich zugänglich machen kann (Stichwort ‚Open Science‘). Zudem lassen sich sogenannte ‚tags‘ generieren (ähnlich wie hier beim DHd-Blog) und den verschiedenen Werken zuordnen, sodass man einen schnellen Überblick über die verschiedenen Themen und Inhalte gewinnen kann. Beispielsweise können einem Werk, das etwas über die Geschichte der Stadt Halle von 1650-1800 berichtet, die tags „Halle“, „history“ und die verschiedenen Jahrhunderte zugeordnet werden. Falls zu einem Werk Notizen angefertigt wurden oder es als PDF vorliegt, können diese passend dazu hochgeladen werden, wodurch die Informationen zur aufgenommenen Literatur systematisch erweitert werden.

Eine weitere nützliche und auch hilfreiche Funktion, die ich Euch gerne zeigen möchte, ist die des Zauberstabs.

Um sich Zeit und mögliche Fehler bei der Eingabe der Daten zu sparen, kann ganz einfach (z.B. bei worldcat.org) die ISBN oder eine ähnliche Identifikationsnummer des Werkes wie z.B. ein DOI (‚digital object identifier‘) herausgesucht werden. Diese gibt man dann in dem Feld ein, das erscheint, wenn man auf der Zotero Website auf den Zauberstab (rechts neben dem Plus-Zeichen zum Aufnehmen neuer Literatur) klickt. Nur noch Enter drücken und schon wird die neue Literatur vom System aufgenommen. Die Zauberei funktioniert, weil die Informationen öffentlich und maschinenlesbar zur Verfügung stehen und sich mit Hilfe der Identifikationsnummer auffinden lassen. Zotero führt im Hintergrund quasi eine selbständige Internetrecherche aus. Natürlich sollten die automatisch importierten Angaben zur Sicherheit auf Richtigkeit und Vollständigkeit überprüft werden.

Und noch ein kleiner Trick: Wenn man einen Artikel aus einem Sammelband aufnehmen und nicht alles einzeln eintragen möchte (denn meist lassen sich die Artikel nicht so gut finden), dann sucht am besten nur den Sammelband und die dazugehörige ISBN heraus. Dann erstellt Euch Zotero (mit Hilfe des Zauberstabs) für diesen Sammelband einen Eintrag mit der Kategorie ‚book‘, den ihr dann zu ‚book section‘ ändert und nur noch den Titel des Artikels mit den dazugehörigen Seitenzahlen einfügen müsst.

Das war Teil 1 zu den nützlichen Funktionen zur Erstellung von Einträgen in Zotero. In Teil 2 geht es am Donnerstag um die Verwendung der erzeugten Bibliographie in Form von Zitationsstil und einer API. Ich freue mich, wenn Ihr weiter dabei seid!

Sophia Corell hat in Würzburg Philosophie studiert und beginnt nun in Frankfurt das Aufbaustudium. Aktuell ist sie als Praktikantin am Leopoldina-Zentrum für Wissenschaftsforschung tätig.

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  • Thomas Kees

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    Vielen Dank für diese gelungene Kurzeinführung. Zu „Tags“ (=Schlagwörtern) möchte ich noch etwas beitragen. Ich halte sie für unverzichtbar, um die eigene Literatursammlung (und auch die Notizen (also Zitate, Gedanke, Kurzzusammenfassungen des Inhalts einiger Seiten usw.)) zu ordnen. Sie lassen sich ja auch gut als virtuelle, dynamische Ordner durch die Funktion der gespeicherten Suchen nutzen.
    Leider wird die Tag-Wolke sehr schnell sehr unübersichtlich, vor allem wenn man sich entschließt, Schlagwörter aus Fachdatenbanken als Tags zu übernehmen. Da Zotero keine normierte Listen unterstützt (etwa wie Endnote), um das Durcheinander etwas zu ordnen und eigene Schlagwörter von der Flut der fremden zu unterscheiden, behelfe ich mir mit einem Dummydatensatz (Titel: „Normdatenträger“, Typ: Book), der nie, nie, nie gelöscht werden darf und an dem ich meine (!) Tags aufhänge. Meine Tag beginnen immer mit Unterstrich (_Propaganda), so dass sie in der Schlagwortwolke oben rangieren. Die anderen Tags nehme ich mit, sie haben aber für mich geringere Qualität. Vor allem weil Schlagwortketten oft in nicht sinnvolle Bestandteile zerlegt werden. Wenn ich Tags händisch nachtrage und einen Unterstrich eingebe, erscheinen die Werte meiner Pseudoliste, die durch weitere Eingabe immer schärfer wird. Wenn ich dann auswähle, vertippe ich mich nicht. Neue Tags werden immer am Dummy erzeugt und dann nachgenutzt. Der Dummy erfüllt also ein wenig den Sinn einer Normdatei – wenn auch nur sehr rudimentär 🙂

    • Sophia Corell

      Antworten

      Lieber Herr Kees,
      vielen Dank für die Anregung. In Teil 3 meines Artikels zu Zotero gehe ich näher auf das Thema tags ein.
      Ich freue mich auf weitere Resonanz.

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