Einladung zum virtuellen Digital-Humanities-Kolloquium der BBAW, 11. September 2020
Am 11. September 2020 findet eine weitere Ausgabe des virtuellen DH-Kolloquiums der BBAW statt. Diesmal wird Franziska Klemstein von der Bauhaus-Universität Weimar einen Ansatz vorstellen, mit dem sie der Diversität der Denkmalpflege mit digitalen Werkzeugen auf die Spur kommen möchte.
Der Vortrag, dessen Abstract unten im Anschluss zu finden ist, wird vorab aufgezeichnet und vor Beginn des Kolloquiums am 11. September 2020, um 17 Uhr bereitgestellt werden. Der Link zum Vortrag wird parallel auf Twitter (@DHBBAW) sowie im Channel „berlin_dhberlin“ auf der Plattform discord (⇒ Einladungslink: https://discord.gg/sw4D5NN) gepostet. Anschließend startet auf beiden Plattformen die Diskussion, zu der wir hiermit alle Interessierten sehr herzlich einladen möchten.
Die Diskussion kann auf beiden Kanälen verfolgt werden, auf Twitter ist das Mitlesen auch ohne Account möglich, während sowohl für Twitter als auch für discord eine Anmeldung erforderlich ist, um aktiv Fragen stellen zu können. [Sollten Einzelne mitdiskutieren wollen, die weder einen Twitter- noch einen discord-Account haben, und sich auf keiner der beiden Plattformen registrieren möchten, können auch Fragen per Mail an dh-kolloquium@bbaw.de geschickt werden. Diese werden von den OrganisatorInnen ausgewählt und dann (ggf. verkürzt) auf Twitter veröffentlicht und von der Referentin beantwortet.]
Tradition und Tradierung. Wie divers ist die Denkmalpflege?
Franziska Klemstein (Bauhaus-Universität Weimar)
„Denkmale [zu] schützen heißt, unsere kulturelle Identität zu schützen und zu bewahren. Denkmale zu schützen bedeutet Geschichte, Geschichten und Zeitgeist an authentischen Orten der Erinnerung lebendig zu halten.“[1] schreibt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz auf ihrer Webseite. Doch was heißt das konkret? Welche und wessen kulturelle Identität soll geschützt und bewahrt werden und wessen Geschichten werden an welchen Orten lebendig gehalten?
Um Denkmale schützen zu können, muss zunächst ihr Denkmalwert erkannt werden. Die behördlichen Abteilungen zur Inventarisation des Denkmalbestandes der Landesämter für Denkmalpfleger übernehmen hierbei die Erfassung und Erforschung des jeweiligen Denkmalbestandes. Ebenso obliegt den Behörden die Vermittlung des Denkmalbestandes. Dabei gehören zum Denkmalbestand nicht nur Objekte, die als Zeugnisse positiver Ereignisse oder Entwicklungen bewahrt oder gewürdigt werden sollen, sondern auch Denkmale, die aus heutiger Perspektive ein „schwieriges“ Erbe darstellen und unvorstellbare Verbrechen sowie das Versagen von staatlichen Institutionen und unserer Gesellschaft in unserer Vergangenheit thematisieren.
Insbesondere dieses „schwierige“ Erbe verlangt nach besonders differenzierten Betrachtungs- und Vermittlungsstrategien. Dass dies bislang häufig nur punktuell geschah und viele Auseinandersetzungen mit Geschichte und Geschichten nicht oder nur sehr oberflächlich erfolgten, zeigen derzeitige Diskussionen und Initiativen wie „Berlin Postkolonial“[2] , „Freedom Roads – Wanderausstellung zu kolonialen Straßennahmen“[3] oder die Webseite bzw. Online-Initiative „Tear down this shit“[4].
Ikonoklastische Bewegungen können jedoch nicht das Ziel sein, wenn es darum geht, in einer Gesellschaft leben zu wollen, die sich ihrer Vergangenheit stellt, um offener, diverser, antirassistischer und gerechter zu sein bzw. zu werden. Nur durch eine echte und ernstgemeinte Auseinandersetzungen mit dieser Geschichte und den baulichen Zeugnissen aus dieser Zeit können Perspektivwechsel möglich werden.
Dabei stellt sich die Frage, wie divers die Denkmalpflege und der Denkmalschutz bislang gewesen sind? Welche Geschichten und Identitäten werden bislang geschützt und gepflegt? Ziel sollte es sein, die Diversität unserer Gesellschaft und die Pluralität unserer Geschichten und Kulturen auch im Bereich der staatlichen Denkmalpflege und des Denkmalschutzes abzubilden und zu verankern, u.a. durch Straßenumbenennungen, neue Denkmalsetzungen oder Neubewertungen von (historischen) Orten. Um dieses Ziel zu unterstützen erscheint es zunächst notwendig, die bisherigen Denkmale, Denkmaltradierungen und Inventarisierungen zu untersuchen und zu klären, wie divers Denkmalpflege und Denkmalschutz bislang in Deutschland gewesen sind.
Im Rahmen des Vortrags möchte ich eine Projektidee vorstellen, die ich im Verlauf des nächsten Jahres verwirklichen möchte. Anhand eines exemplarisch ausgewählten Bestandes der Denkmaltopographien Deutschlands sowie anhand eines Teilbestandes des Bildkorpus aus Wiki Loves Monuments möchte ich eine Art bilddiskursanalytische Untersuchung durchführen. Die Umsetzung des Projektes erfolgt einerseits durch die Analyse und Auswertung der Denkmaltopographien. Andererseits soll bei der Analyse und Auswertung des frei verfügbaren Bildkorpus von Wiki Loves Monuments zudem der Versuch unternommen werden, mithilfe von Deep Learning Klassifikatoren zur Bilderkennung zu entwickeln und zu nutzen. Hierfür möchte ich im Folgenden zunächst das Vorhaben sowie in einem zweiten Schritt meine Zielsetzungen für das Projekt erläutern, um abschließend, am Beispiel von OpenCV und Keras, auf die Anwendung von Computer Vision/Deep Learning-Tools für die Analyse von Wiki Loves Monuments eingehen zu können.
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[1] https://www.denkmalschutz.de/ueber-uns/die-deutsche-stiftung-denkmalschutz/aufgaben-ziele.html [Stand: 13.07.2020].
[2] https://www.berlin-postkolonial.de/ [Stand: 13.07.2020].
[3] http://www.freedom-roads.de/frrd/willkom.htm [Stand: 13.07.2020].
[4] https://www.tearthisdown.com/de/ [Stand: 13.07.2020].
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