Call for Papers für die Ausgabe „Praktiken des Digitalen“ der Zeitschrift Montage AV
Die Zeitschrift Montage AV – Zeitschrift für Theorie und Geschichte audiovisueller Kommunikation ruft zur Einreichung von Beiträgen für die Ausgabe „Praktiken des Digitalen“ auf.
Call for Papers: Praktiken des Digitalen
(Gastherausgeber: Johannes Pause, Niels-Oliver Walkowski)
Deadline: 31.07.2019
In den letzten Jahren hat sich im Zuge der globalen Verbreitung digitaler Technologien ein einschneidender Wandel von Filmproduktion, -distribution und -rezeption ereignet, der in der Filmwissenschaft breit diskutiert wird. Die Veränderung betrifft jedoch nicht allein den filmwissenschaftlichen Gegenstand, sondern zunehmend auch ihre Arbeitsformen: Der Digitalisierung der Filmkultur steht eine vielgestaltige Digitalisierung der Forschung gegenüber, die einerseits Fragen nach grundsätzlich neuen Methoden aufwirft und andererseits klassische Ansätze der Filmanalyse und -geschichtsschreibung durch computergestützte Verfahren flankiert – und im Kontext der Digital Humanities verändert.
Das Themenheft widmet sich der Aufgabe, die Verschiebungen, die das filmwissenschaftliche Arbeiten infolge dieser Entwicklungen erfahren hat, zu kartografieren sowie ihre Potenziale und Folgen einzuordnen. Der Fokus liegt auf Projekten und Arbeiten, die computergestützte Verfahren in unterschiedlicher Art und Weise einbetten, und mithin auf den verschiedenen Bedeutungen, die dem Digitalen innerhalb des Fachs zugewiesen werden. Gefragt wird nach konkreten digitalen Methoden ebenso wie nach Medienpraktiken, die im Rahmen filmwissenschaftlicher Forschung anschlussfähig sind.
Filmwissenschaftliche Praxis ließe sich dabei heuristisch in drei Phasen einteilen: jene der Organisation des Materials, jene seiner Analyse sowie jene der Dissemination der Forschungsergebnisse. Auf der ersten Ebene sieht sich die Filmwissenschaft etwa mit neuen Korpora und Archiven konfrontiert, die im Zuge der Digitalisierung zugänglich geworden oder überhaupt erst entstanden sind (siehe hierzu u.a. Montage AV 26,1 („Streams und Torrents“). Im Sinne von ‚Big Data’ können dabei einerseits weltweit Informationen zu Filmproduktion oder -rezeption gesammelt oder Film- und Kinoarchive in ihrer Gesamtheit algorithmisch erfasst werden. Andererseits sehen sich die Filmwissenschaften mit neuen Gattungen des Filmischen konfrontiert, die – wie etwa in Social Media veröffentlichte Filmclips – nicht unabhängig von digitalen Umgebungen gedacht werden können.
Auch auf der Ebene computergestützter Analyseverfahren lässt sich die steigende Bedeutung des Digitalen erkennen. So existiert inzwischen eine Reihe von Programmen, die die Annotation oder detaillierte Untersuchung von Filmen vereinfachen sollen oder um neue Dimensionen zu bereichern versprechen. Auf dieser Basis sind zuletzt mehrere Studien entstanden, die eine computergestützte Analyse unterschiedlicher Aspekte filmischer Werke, etwa Montage, Farbe, Szenenaufbau, Figurenkonstellationen, Stil, Motivik, Ton sowie die Alignierung zwischen Bild und Ton oder Kamera und Objektbewegung zum Gegenstand haben.
Schließlich verändern digitale Technologien die Formen der Publikation und Distribution filmwissenschaftlicher Forschungsergebnisse. Die Idee, Forschungsergebnisse in einem Modus zur repräsentieren, der sich demjenigen des Forschungsgegenstandes annähert, stehen Anstrengungen gegenüber, solche Ressourcen als Publikation zu begreifen, die zwar schon länger Bestandteil von Forschungsprozessen sind, jedoch bislang nicht als publikationsfähig galten. Hierzu gehören etwa Filmprotokolldaten oder Vermessungen von Schnittlängen.
Folgende Fragen können als Inspirationen für mögliche Beiträge dienen:
Welche neuen audiovisuellen Objekte werden im Zuge der Digitalisierung für die Filmwissenschaften interessant?
Wie verhalten sich neue digitale Methoden zum bestehenden methodischen Repertoire der Filmwissenschaft? Inwiefern bringen diese Methoden ihren Gegenstand neu hervor?
Welche sinnvollen Formen digitaler Infrastruktur ließen sich für die Filmwissenschaften konzeptualisieren?
Welche Medienpraktiken sind für die filmwissenschaftliche Forschung attraktiv?
Welche filmwissenschaftlichen Methodologisierungen des Digitalen haben in den vergangenen Jahren stattgefunden? Welche Desiderata erscheinen als besonders dringend?
Wie können neue Repräsentationsstrategien neue filmwissenschaftliche Einsichten befördern? In welchen Formaten lassen sich diese publizieren?
In welchen Formen können audiovisuelle Objekte oder Produktionsmittel selbst zu Mitteln filmwissenschaftlicher Analyse werden?
Welche Formen interdisziplinärer Zusammenarbeit entstehen im Zuge einer stärkeren Einbettung digitaler Technologien in den Forschungsprozess? Nach welchen Kriterien lässt sich eine solche Zusammenarbeit produktiv gestalten?
Kontakt
Gastherausgeber: johannes.pause@uni.lu / niels-oliver.walkowski@uni.lu
Redaktion: montage-redaktion@lists.uni-mainz.de
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