DARIAH-DE DH-Award 2018

1 Veröffentlicht von Beata Mache am

Eine aktive und zukunftsgewandte Nachwuchsförderung ist essentielle Voraussetzung der nachhaltigen Entwicklung der Digital Humanities. DARIAH-DE fördert deshalb mit dem DARIAH-DE DH-Award gezielt Studierende und NachwuchswissenschaftlerInnen in ihrer Forschung.
Die Vorbereitungsphase für DARIAH-DE begann schon 2008. Deshalb feiert die Infrastruktur in diesem Jahr im Grunde schon ihre 10jährige Arbeit. Das war ein wunderbarer Anlass, die DARIAH-DE DH-Award 2018 in zwei Kategorien auszuloben:

  • „Studien und Konzepte“ für Arbeiten, die sich auf hohem theoretischen Reflexionsniveau mit digitalen Methoden und Infrastrukturen beschäftigen
  • „Tools und Projekte“ für Beiträge, die mit digitalen Ressourcen und / oder digitalen Methoden arbeiten.

Die aus renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den Geistes- und Informationswissenschaften bestehende Jury beurteilte die eingereichten Vorschläge mit Blick auf wissenschaftlicher Relevanz, Innovation des Vorhabens und theoretischem Reflexionsniveau. Bei den Beiträgen der Studierenden überzeugte die Kreativität der Ideen, Entdeckergeist und einfach auch die Freude an DH-typischer interdisziplinärer Zusammenarbeit, neuen Methoden und an der Forschung selbst.

Preisträger der DARIAH-DE DH-Awards 2018: Lou Klappenbach, Marvin Kullick, Luisa Philipp, Linda Brandt, Gernot Howanitz, Roland Mikosch, Janica Albers und Thomas Schmidt.

Preisträger

Die Jury begrüßte es sehr, sowohl Bachelor-Studenten wie auch Promovenden auszeichnen zu können. Insgesamt wurden fünf Awards verliehen.

Tools und Projekte

Für seine Masterarbeit „Kann man denn auch nicht lachend sehr ernsthaft sein?“ – Zum Einsatz von Sentiment Analyse- Verfahren für die quantitative Untersuchung von Lessings Dramen zeichnet die Jury Thomas Schmidt, Medieninformatik Universität Regensburg, aus. Schon als Student beteiligte sich Thomas Schmidt an der Konzeption und Implementierung des Tools Katharsis zur quantitativen Analyse deutschsprachiger Dramen mit Schwerpunkt auf statistischer Repliken- und Konfigurationsanalyse. In seiner Masterarbeit, der zwölf Dramen von Lessing zugrunde liegen, entwickelte er Python-Programme zur Durchführung der Sentiment Analysis, implementierte Optionen und Herangehensweisen, die er hinsichtlich ihre Leistung für seinen spezifischen Anwendungsfall untersuchte, um ein optimiertes Sentiment Analysis-Verfahren zu identifizieren. Bei seiner Arbeit nutzte er die Daten aus dem TextGrid Repository.

Drei studentische Hilfskräfte der Digital-Humanities Arbeitsgruppe TELOTA an der Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Lou Klappenbach (Europäische Ethnologie, HU Berlin), Luisa Philipp (Medieninformatik, Beuth Hochschule für Technik) und Marvin Kullick (Medieninformatik, Beuth Hochschule für Technik) entwickelten bei ihrer Arbeit an digitalen Briefeditionen die Idee einer Verbindung heutiger und historischer Korrespondenzen. So entstand die bezaubernde Webanwendung quoteSalute – Inspirierende Grußformeln für Ihre Korrespondenz. Jeder E-Mail kann eine zufällig ausgewählte Grußformel aus einer digitalen Korrespondenz-Edition hinzugefügt werden. So werden Kulturdaten und geisteswissenschaftliche Forschungsergebnisse öffentlich präsent, weiter tradiert und erfreuen uns einfach. Alle Daten und Skripte des Projekts sind über ein GitHub-Repositorium frei zugänglich.

The Encyclopedia of Concise Concepts by Women Philosophers ist die Aufgabe die das dreier Projekt-Team Janica Albers (Bearbeitung), Niklas Olmes (IT-Technik) und Roland Mikosch (Grafikdesign) von Center for the History of Women Philosophers and Scientists an der Universität Paderborn meistert. Die Encyclopedia versammlet nach Schlagworten Beiträge von Philosophinnen, wodurch nachhaltige Frauenforschung in Philosophie und Wissenschaft auf Basis moderner Tools der Digital Humanities ermöglicht wird. Das benutzerfreundliche Interface der ECC-Webpage gestaltet einen einfachen Zugriff auf die Inhalte und erlaubt eine praktikable Recherche via Keywords und Personennamen. Die Inhalte entstehen kollaborativ: Alle ForscherInnen, die als ExpertInnen auf ihrem Gebiet gelten, sind eingeladen, Einträge zu verfassen.

Studien und Konzepte

Linda Brandt, Universität Basel, prämierte die Jury für Ihre Arbeit Sprache im Kontext von Depressionen, mit der sie ihr Bachelorstudium der deutschen Philologie und Geschichte an der Universität Göttingen abschloss. Im Fokus der Arbeit stand die Frage, inwiefern sich der Sprachgebrauch bei psychischen Erkrankungen theoretisch bestimmen und entsprechende linguistische Konzepte empirisch überprüfen lassen. In diesem Zusammenhang stand auch die Frage nach sprachlichen Indikatoren für Depressionen. Um diese Frage beantworten zu können, nutzte die Autorin, unterstützt von ihren Kollegen aus der Informatik, das Tool LIWC und analysierte damit ein von ihr aufgebautes Korpus mit über 30.000 Datensätzen aus einem deutschsprachigen Psychologieforum.

Für seine Dissertation Web texten. Text leben. Leben weben. (Auto-)Biographische Praktiken im literarischen russischsprachigen Internet (Runet) wurde Dr. des. Gernot Howanitz, slavische Literaturen und Kulturen Universität Passau, ausgezeichnet. In einer Kombination literatur-, kultur- und medienwissenschaftlicher Verfahren einerseits und Topic Modeling mit nachgeschalteten Clustering- und Visualisierungsverfahren andererseits untersuchte er, wie russische Autorinnen und Autoren das Internet zur (Selbst-)Darstellung nutzen. So konnte er analysieren, wie sich Vorstellungen von Literatur und letztlich auch die Literatur selbst im und durch das Internet verändert. Die Anwendung von Topic Modeling ist in dieser Arbeit ein integraler Bestandteil der Analyse. Gernot Howanitz plant, alle Daten und Skripte zu veröffentlichen, damit sie auch von anderen Forscherinnen und Forschern genutzt werden können. Für die Nutzung des DARIAH-DE Repository ist das ein sehr interessanter Anwendungsfall.

 

 

Mit den DARIAH-DE DH-Awards werden interdisziplinäre Arbeiten und Projekte ausgezeichnet, die sich durch innovative Ansätze in den Digital Humanities hervorheben. Neben der finanziellen Unterstützung ist den DARIAH-DE DH-Awards 2018 die ideelle Förderung – auch durch Präsentation dieser Nachwuchs-Arbeiten im Kontext einer großen Verbundkooperation und in einem internationalen Umfeld – ein besonderes Anliegen. DARIAH-DE zielt so darauf, die Entwicklung der digitalen Geisteswissenschaften sichtbar zu machen und zur Entstehung lebendiger Forschungsnetzwerke beizutragen. Die Preise im Wert von je 600 Euro wurden am 21.09.2018 im Rahmen der DARIAH-DE Grand Tour 2018 in Darmstadt verliehen. Während der Tagung hatten die Preisträger und Preisträgerinnen die Möglichkeit, ihre Arbeit einem breiten Fachpublikum mit Postern und in Fachgesprächen vorzustellen.

 

 

 

 

 

 

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