Call für den Sammelband „Zusammenarbeit klug gestalten: Projektmanagement und Digital Humanities“

1 Veröffentlicht von Fabian Cremer am

Thema und Hintergrund

In den fächer- und institutionsübergreifenden Forschungsvorhaben der Digital Humanities (DH) zeigt sich immer wieder eine sehr hohe Komplexität und ein erhöhter Kommunikationsbedarf, um über unterschiedliche Grenzen hinweg Projekte zu realisieren. Ein zentrales Instrument zur Bewältigung dieser verschiedenen Herausforderungen, das Projektmanagement, spielt daher eine zunehmend wichtige Rolle in der Forschungs- und Lehrpraxis der DH. Je größer und breiter DH-Vorhaben angelegt sind, desto höher wird der Bedarf und Aufwand die Projekte zu gestalten, da neben unterschiedlichen Disziplinen und Institutionen auch die damit verbundenen theoretischen Fundamente, Methoden, Praktiken und Fachkulturen koordiniert werden müssen.

Aus diesen Abstimmungs- und Aushandlungsprozessen in der Zusammenarbeit und in der Konfrontation mit technologischen Zwängen und Vorgaben entstehen Reibungsverluste und Konfliktpotential. Die bloße Übertragung eines Konzepts von Projektmanagement auf DH-Vorhaben reicht daher nicht aus, denn erfolgreiche interdisziplinäre Projekte basieren in der Regel auf einem gemeinsam entwickelten Modell der wissenschaftlichen Zusammenarbeit. Dieses sollte bestenfalls nicht nur Theorien, sondern auch die Arbeitspraktiken der Beteiligten integrieren.

Unklar ist auch, welche Fähigkeiten und Kompetenzen nötig sind, und wo diese erlernt oder erfahren werden, um die Herausforderungen des Projektmanagement zu meistern. Diese Fragen weisen auch darauf hin, dass ein Konzept eines fachspezifischen Projektmanagements in den DH nicht etabliert ist. Fachkenntnisse aus den Geisteswissenschaften und der Informatik zu kombinieren, reichen nicht aus, um Projekte in den DH moderieren zu können. Bisher wird der Kompetenzerwerb scheinbar in die Studienphase verortet, aber ist das überhaupt leistbar und erwartbar oder entziehen sich hier Forschungsorganisationen und Verbundvorhaben der Verantwortung, eigenes Personal auch zu entwickeln?

Mit Blick auf die Auseinandersetzung in wissenschaftlichen Beiträgen wird deutlich, dass sich bisher vorrangig Artikel und Sammelbände aus dem anglo-amerikanischen Raum der Digital Humanities dem Themenkomplex widmen. Mit diesem Sammelband zum Projektmanagement in den Digital Humanities soll diese Lücke in der deutschsprachigen Community geschlossen werden und eine breite Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex erfolgen. Begrüßt werden Beiträge zu folgenden Fragen und darüber hinaus:

  • Welche Fähigkeiten und Kompetenzen sind für das Projektmanagement in den DH entscheidend? Welche theoretischen und praktischen Auseinandersetzungen müssen dem zu Grunde gelegt werden?
  • Wie gelingt ein Projektmanagement, das die Selbstorganisation und Selbstbestimmung der Wissenschaft produktiv aufnimmt und nicht der Projektsteuerung unterwirft?
  • Welche Rollen und Rollenverständnisse bilden die Grundlage für erfolgreiches Projektmanagement?
  • Wie schafft man Anerkennung und Reputation im bestehenden Wissenschaftssystem für (unsichtbare) Aufgaben des Projektmanagements?
  • Wie werden Kompetenzen und Fähigkeiten für das Management von DH-Projekten erlernt und erfahren?
  • Welche Berechtigung erhalten spezifische Lehrinhalte zu Projektmanagement angesichts steigender Anforderungen aus anderen grundlegenden Bereichen wie die Data Literacy?
  • Welche Software-Lösungen können bei der Realisierung eines professionellen Projektmanagements eingesetzt werden?
  • Wie entsteht eine gemeinsame Wissensbasis zur Durchführung von DH-Projekten und wie kann die Community voneinander profitieren?

Beiträge

Das Publikationskonzept dieses Sammelbandes geht auf verschiedene Erfahrungen zurück und will versuchen, die bestehenden Lücken beginnen zu füllen. Die Herausgeber*innen begrüßen Einreichungen, die sich dem Thema „Projektmanagement in den Digital Humanities“ in Form von Artikeln, Fallstudien, Konzepten, Berichten oder Beobachtungen nähern.

Vorstellbar sind längere Beiträge, die Vergleiche und Analysen der theoretischen Konzeption und der praktischen Umsetzung des Projektmanagements wagen. Auch die Übertragung methodischer Impulse außerhalb der Disziplinen und der Wissenschaft kann die theoretische Reflexion befördern und Erkenntnisse für die Praxis liefern. Übersichtsartikel können einzelne Themenkomplexe aus einer übergeordneten Perspektive diskutieren, während in Fallstudien die Erkenntnisse aus den spezifischen Rahmenbedingungen gewonnen werden können. Beiträge, die mit einem vergleichenden Ansatz mehrere Perspektiven verbinden, werden besonders begrüßt.

Außerdem werden Vorschläge für kürzere Beiträge gerne aufgenommen, die den fachlichen Austausch anregen, den Diskurs mit individuellen Perspektiven und durch praxisbezogene Erfahrungen bereichern und die Vernetzung der Akteur*innen dieses Gebiets stärken. Beiträge zur Lehre und Weiterbildung, wie Veranstaltungskonzepte oder Open Educational Resources, sind ebenso willkommen wie Einblicke in institutionelle Arbeitsfelder und das Management in Forschungsvorhaben oder die Besprechung thematischer Ressourcen zu Projektmanagement.

Formalia

Der Sammelband erscheint Open Access in der Reihe „Digital Humanities Research“ bei Bielefeld University Press (BiUP) und wird herausgegeben von Fabian Cremer, Swantje Dogunke, Anna Maria Neubert und Thorsten Wübbena. Herausgeber der Reihe sind Silke Schwandt, Anne Baillot, Andreas Fickers, Tobias Hodel und Peter Stadler.

Interessierte Autor*innen, die einen Beitrag einreichen möchten, werden bis zum 09.11.2022 um ein Abstract (max. 3.000 Zeichen inkl. Leerzeichen, zzgl. einer ersten Bibliografie und wissenschaftlichen Kurzvita der Autor*innen) gebeten. Über die Annahme der Beitragsvorschläge wird im Dezember informiert und die weitere inhaltliche und formale Gestaltung der Beiträge wird gemeinsam besprochen. Das Abstract und weitere erforderliche Angaben senden Sie bitte als ein PDF an mail@pm4dh.net. Alle Rückfragen beantworten die Herausgeber*innen sehr gerne ebenfalls unter dieser Adresse.

Die ausgearbeiteten Beiträge werden im Rahmen eines Double-blind-Review-Verfahrens begutachtet und werden schnellstmöglich nach der Fertigstellung publiziert. Hierfür erarbeiten wir gemeinsam mit BiUP und dem transcript Verlag einen kontinuierlichen Veröffentlichungsprozess. Die vorgesehene Lizenz für die Beiträge und den Band ist CC-BY (Creative Commons Attribution 4.0 International). Es wird keine Veröffentlichungsgebühr von den Autor*innen erhoben. Den Call und aktuell gehaltene Informationen sind jederzeit unter https://pm4dh.net/ zu finden.

Die Herausgeber*innen
Fabian Cremer, Swantje Dogunke, Anna Maria Neubert und Thorsten Wübbena

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  • Boris Niclas-Tölle

    Antworten

    Hallo,
    als Historiker, der aufgrund eigenen IT-Wissens in den Bereich des Digitalmanagements an Museen geraten ist, interessiert mich dieser Sammelband brennend. Ich würde mich freuen, wenn Sie mich über den Fortgang des Projektes auf dem Laufenden halten, bestimmt haben Sie einen Mail-Verteiler o. ä.?
    Viele Grüße
    Dr. Boris Niclas-Tölle
    Digitale Vermittlung
    Heimatmuseum Reutlingen

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