Offen, vielfältig und kreativ. Ein Bericht zum Barcamp Data Literacy #dhddatcamp20 bei der DHd 2020

5 Veröffentlicht von Ulrike Wuttke am

Übersichtsblogpost zum Barcamp „Vermittlung von Data Literacy in den Geisteswissenschaften“ auf der DHd 2020 in Paderborn.

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Hintergrund des Barcamps

Die DHd-Arbeitsgruppe Datenzentren hat während der letzten Jahrestagung des DHd-Verbands (DHd 2020, Paderborn) ein ganztägiges Barcamp zum Thema “Vermittlung von Data Literacy in den Geisteswissenschaften” (Link zum Book of Abstracts, Link zum Abstract Preprint) initiiert und durchgeführt (03.03.2020). In diesem Beitrag werden die wichtigsten Aspekte des Barcamps aus organisatorischer und inhaltlicher Sicht vorgestellt.

Nachdem die AG Datenzentren bei vorherigen DHd-Konferenzen vor allem Paneldiskussionen durchgeführt hatte, fiel die Wahl dieses Mal mit dem Barcamp-Ansatz auf ein stark partizipatives Workshop-Format. Nach der Annahme des Barcamps für Paderborn publizierte das Orga-Team eine digitale Einladung, bewarb das Barcamp auf verschiedenen Kanälen und machte sich an die Detailplanung. 

Für das interdisziplinäre Organisationsteam stellte die Aufgabe “Barcamp” eine spannende Herausforderung dar, bei der zum Glück auf eigene Barcamp-Erfahrungen, Publikationen zu vergangenen Barcamps wie von Jöran Muuß-Merholz oder von Swantje Dogunke, Timo Steyer und Corinna Mayer und Austausch mit anderen Barcamp-Organisator*innen zurückgegriffen werden konnte. Trotzdem war es bis zum letzten Moment spannend: Wird das Format angenommen, sind alle organisatorischen Details bedacht, wie wird sich der Austausch zwischen den Teilgebenden (so der in Barcamp-Kreisen übliche Name, der die Gleichheit aller Beitragenden betont) gestalten und welche Ergebnisse werden erzielt? Denn, wie bei einem zünftigen Barcamp üblich, geben die Organisator*innen nur den Rahmen vor und die Teilgebenden bestimmen die Themen und Formate der Sessions.

Schon im Vorfeld zeichnete sich eine rege Beteiligung am Barcamp ab. Zum einen landeten mehr und mehr Sessionvorschläge im dafür vorbereiteten Etherpad und zum anderen war der Workshop schnell ausgebucht. Nach einem informellen Get-together am Vorabend des Barcamps, an dem bereits eine kleinere Gruppe der Teilgebenden zusammenkam, ging es dann am Dienstagmorgen richtig los. 

Ablauf des Barcamps

Am frühen Morgen traf das Organisationsteam an der Universität Paderborn ein. Es standen drei Räume für das Barcamp zur Verfügung. Der größte Raum war die Barcamp-Zentrale, in der sich alle Teilgebenden zunächst kennenlernten, gemeinsam die Sessions planten und auch immer wieder im Verlauf des Tages zusammenkamen. Am Ende des Tages fand dort  die Abschlusssession statt, in der die Teilgebenden die Ereignisse des Tages Revue passieren ließen. 

Insgesamt nahmen ca. 30 Teilgebende am Barcamp teil. Die Idee, mittels des Barcamp-Formats eine diverse Gruppe zusammenzubringen, um einen disziplin- und einrichtungsübergreifenden Erfahrungsaustausch zu stimulieren, gelang, denn unter den Teilgebenden waren Geisteswissenschaftler*innen, Forschungsdatenexpert*innen, Vertreter*innen aus Rechenzentren, Bibliotheken, Museen, Gedenkstätten, Datenzentren und anderen Abteilungen aus Forschungs- und Bildungseinrichtungen, von Studierenden bis hin zu Professor*innen.

Auch wenn anfangs ein wenig Befremden bei den Teilgebenden zu spüren war, dass sie sich in der Vorstellungsrunde auf ihren Namen und 3 Hashtags begrenzen mussten, so zeigten doch viele Kreativität und die Vorstellungsrunde vor der Sessionplanung blieb hervorragend im Zeitplan und war der endgültige Icebreaker.

Ungefähr zwei Drittel der Teilgebenden brachten keine Barcamp-Erfahrung mit, dennoch gab es nach den Erläuterungen dazu, wie ein Barcamp funktioniert und v. a. wie später der Marktplatz abläuft, viele Sessionvorschläge.

Foto: Sessionpitches, Marina Lemaire <This work is licensed under CC0 1.0>

Folgenden groben Rahmen hatten die Organisator*innen für das Programm vorgesehen: 
09:00 – 09:30 Ankommen
09:30 – 10:30 Begrüßung, Vorstellungsrunde, Planung & Marktplatz
10:30 – 11:00 Kaffeepause
11:00 – 11:50 Session 1 (40 min + 10 min Raumwechsel)
11:50 – 12:30 Session 2 (40 min)
12:30 – 13:30 Mittagessen (MensaForum) 
13:30 – 14:00 Marktplatz (Zeit zum Nachjustieren & Zeitpuffer)
14:00 – 14:45 Session 3 (45 min Session)
14.45 – 15.30 Kaffeepause 
15:30 – 16:30 Session 4 mit Raumwechsel (45 min Session + 15 min Raumwechsel)
16:30 – 17:00 Abschluss mit Zusammenfassung 

Die insgesamt 14 eingebrachten Sessionvorschläge wurden vom Organisationsteam vorsortiert und nachdem alle Vorschläge vorgestellt waren, wurde diskutiert, welche Sessions man zusammenlegen könnte, weil die gestellten Fragen oder Inputs inhaltlich gut zusammenpassen würden. Am Ende standen die Themen für die erste und zweite Session fest:

  1. Datenqualität in den Geisteswissenschaften/LOD in den Geisteswissenschaften
  2. Kompetenzen in Data Literacy? (war zwei Sessions lang)
    • Was ist Data Literacy, wenn man praktisch nicht so viel weiß? 
  3. Was sind DH-FDM-Skills?
    • Welche Kompetenzen werden benötigt? Gibt es Best Practices?
    • Was gehört in ein Data Literacy Curriculum?
    • Was muss ein/e traditionelle/r Geisteswissenschaftler/in wissen, um mit einem Digital Humanist zusammenzuarbeiten?

Die anderen Themenblöcke wurden auf den Nachmittag gelegt, um den Teilgebenden die Teilnahme daran zu erleichtern. Ebenso wurde vereinbart, nach der Mittagspause einen weiteren Marktplatz einzuschieben, um ggf. noch weitere Sessions hinzuzufügen, die sich aus den Vormittagsdiskussionen ergeben. Und so sah das Programm letztendlich aus!

Foto: Barcamp-Programm, Marina Lemaire <This work is licensed under CC0 1.0>

Dieser Plan erwies sich als sehr gut, denn es kam tatsächlich bei der Reflexion über die Vormittagssessions noch ein weiterer Themenvorschlag hinzu, sodass die Diskussionsrunden des Nachmittags die Folgenden waren:

  1. Quellenkritik im Digitalen
  2. Wie kann Data Literacy kurzfristig ausgebaut und langfristig sichergestellt werden?
    • Fachspezifisches FDM: Data Literacy Vermittlung für Studierende? Wie können dies Serviceeinrichtungen wie UBs leisten und was sind die Komponenten?
    • Welche Angebote/Infrastrukturen bedarf es, um Data Literacy „from scratch“ zu vermitteln?
  3. DiY Data Literacy vermitteln
  4. Vermittlungsformate?
    • Kommunikation: Welche Methoden gibt es bei der Vermittlung an Museen etc.?
  5. Wie wecken wir generelles Interesse an DH-Fragen bei Studierenden?
    • Wie lassen sich Forschende für FDM begeistern?
Foto: Diskussion Kompetenzen Data Literacy (Session 1.2+2.2), Marina Lemaire <This work is licensed under CC0 1.0>

In den Sessions, an denen sich zwischen fünf und 15 Teilgebende beteiligten, wurde dann angeregt diskutiert. Jede Gruppe fand unter den vielfältig bereitgestellten Materialien, wie z. B. das Etherpad, Flipcharts und Karteikarten ihre individuelle Art und Weise die Session zu dokumentieren. Diese Dokumentationen waren in der Abschlussrunde des Barcamps dann auch die Grundlage für die kurzen Ergebnispräsentationen, um den Tag Revue passieren zu lassen.

Ergebnisdokumentation der einzelnen Sessions

Vor und während des Barcamps wurde fleißig getwittert unter den Hashtags #dhddatcamp20 und #dhd2020. Des Weiteren haben einige Sessionteilgebende ihre Ergebnisse in einem eigenen Blogpost präsentiert bzw. planen, dies noch zu tun. Wir verlinken an dieser Stelle auf die Einzelbeiträge der verschiedenen Autor*innen, die auf sogenannter “rollender Basis” erscheinen. Einen ersten Eindruck der Ergebnisse bietet auch die Fotodokumentation der Sessionergebnisse sowie der Etherpads (siehe oben unter Ressourcen).

[Liste wird laufend erweitert, wenn noch neue Beiträge hinzukommen]

  • Patrick Helling, Jacqueline Klusik-Eckert, Julian Schulz: “Wie kann Data Literacy kurzfristig ausgebaut und langfristig sichergestellt werden? Ansätze aus der Praxis und Überlegungen für die Zukunft, 08.05.2020, DHd Blog,  https://dhd-blog.org/?p=13566 [Session 3.2]
  • Ulrike Wuttke, Patrick Helling: „Wie wecken wir generelles Interesse an DH-Fragen bei Studierenden? Wie lassen sich Forschende für FDM begeistern?“, 12.05.2020, DHd Blog, https://dhd-blog.org/?p=13610 [Session 4.2]
  • Jonathan Geiger, Thomas Skowronek, Aline Deicke: “Datenqualität und LOD in den Geisteswissenschaften”, 26.05.2020, https://dhd-blog.org/?p=13704 [Session 1.1]
  • Jonathan Geiger: „Ärmel hochgekrempelt! – Kompetenzen in den Digital Humanities und im Forschungsdatenmanagement, 30.06.2020, https://dhd-blog.org/?p=13991 [Session 2.1]
  • Aline Deicke, Jonathan D. Geiger, Marina Lemaire, Stefan Schmunk: „Digitale Quellenkritik: Quellenkritik 1.1 oder besser 2.0?“, 08.12.2020, https://dhd-blog.org/?p=14726 [Session 3.1]

Feedback und Ausblick

Zu einem zünftigen Barcamp gehört natürlich auch ein abschließendes Plenum. In diesem stellten zuerst Teilgebende in 2-minütigen Spotlights Ergebnisse aus den einzelnen Sessions vor, damit jeder ein wenig mitbekommen konnte, welche Ergebnisse in den anderen Sessions erreicht wurden. Es gab Zeit für Nachfragen, zusätzliche Anregungen und Querverbindungen und natürlich auch für eine Feedbackrunde zur gemeinsamen Barcamp-Erfahrung. 

Alle Teilgebenden waren sich einig, dass so ein Barcamp ein sehr befruchtendes Format ist. Insbesondere wurde betont, dass das offene, integrative und kommunikative Format stark zu einer intensiven Lernerfahrung beigetragen hat und sich alle sehr willkommen gefühlt haben, auch wenn sie nicht zur “Kern-DH-Community” gehören.  Im Gegensatz zu den bisherigen Panels der AG Datenzentren, war das Barcamp-Format viel niedrigschwelliger und machte es viel einfacher sich einzubringen und auf Ergebnisse hinzuarbeiten. Auch wenn es noch eine große Aufgabe sein wird, die Diskussionen und Ergebnisse in ein “publizierfähiges” Format zu bringen, haben alle viel Input und Kontakte mitgenommen, an die es in Zukunft anzuknüpfen gilt und das ist ja eines der Hauptziele eines Barcamps.

Foto: Abschluss-Session, Marina Lemaire <This work is licensed under CC0 1.0>

Am Ende des Barcamps wurden natürlich auch gemeinsam Pläne geschmiedet, wie die Ergebnisse des Tages gesichert und in die Praxis überführt werden können. Ein Teil der Ergebnissicherung ist dieser Blogpost und wir haben eine Mailingliste für alle Teilgebenden für den gemeinsamen Austausch angelegt. Gerne geben wir an dieser Stelle auch bekannt, wenn sich aus den einzelnen Sessions weitere Blogposts, Artikel, weiterführende Materialien oder Initiativen ergeben haben, gebt uns einfach Bescheid, dann verlinken wir sie oben. Und wer weiß, vielleicht heißt es im nächsten Jahr: Willkommen zum #dhddatcamp21! 

Last but not Least, möchten wir an dieser Stelle auch herzlich dazu einladen, Mitglied der DHd AG-Datenzentren zu werden und zu unseren Aktivitäten beizutragen. Mitglied kann jede/r werden, die/er sich für den nachhaltigen Umgang mit Forschungsdaten interessiert, auch ohne Datenzentrum. Momentan beschäftigt uns neben Data Literacy auch das Thema Datenqualität. Die AG führt Workshops und AG-Treffen durch und hat eine Mailingliste. Interessent*innen melden sich bitte bei Katrin Moeller oder Ulrike Wuttke (Kontakt).

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    […] und kreativ. Ein Bericht zum Barcamp Data Literacy #dhddatcamp20 bei der DHd 2020. DHdBlog. <https://dhd-blog.org/?p=13748&gt; (Zugriff am 09.06.2020). Details Kategorie: News Datum: 9. Juni 2020 Tags […]

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