10 Jahre RIDE – still enjoying the ride

1 Veröffentlicht von Frederike Neuber am

An automatically translated English version of the blog post is available on the IDE website.

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Genau vor 10 Jahren, am 20. Juni 2014, erschien die erste Ausgabe der Rezensionszeitschrift RIDE – A Review Journal for Digital Editions and Resources, herausgegeben vom Institut für Dokumentologie und Editorik (IDE). Während wir den 10ten Geburtstag auf Mastodon im Fediverse von unserem IDE-Account unter dem Hashtag #10YearsRIDE feieren, wurde der Launch der digitalen Zeitschrift damals u. a. auf Twitter mit einem eher unscheinbaren Post (siehe Abb. 1) beworben. So manch einer fragte sich schon damals, wie man RIDE eigentlich ausspricht: /ri:de/ (Deutsch) oder /raɪd/ (Englisch)? Für die aufmerksamen Leser:innen werden wir das Geheimnis am Ende dieses Posts lüften.

Tweet, der den Launch von RIDE am 20.6.2014 verkündet.

Abb. 1: Der Tweet zum RIDE-Launch.

RIDE wurde vom IDE ins Leben gerufen, um ein Forum zur Besprechung digitaler Editionen zu schaffen, einen Beitrag zur Qualitätssicherung zu leisten sowie die gängige Praxis zu verbessern und die zukünftige Entwicklung voranzutreiben.[1] Digitale Editionen wurden und werden[2] von traditionellen Rezensionsorganen meist übergangen und damit in den Fachwissenschaften kaum wahrgenommen. Dies wiederum führt dazu, dass den Ersteller:innen digitaler Editionen – von Editor:innen über Datenmodellierer:innen bis hin zu Softwareentwickler:innen – die Anerkennung ihrer Leistungen seitens der Fachwissenschaften oftmals verwehrt bleibt. Um dem entgegenzuwirken, sollte mit RIDE ein interdisziplinäres Austauschforum entstehen, in dem digitale Forschungsressourcen in ihrer Gesamtheit rezensiert werden, d. h. sowohl aus fachlich-inhaltlicher als auch und vor allem aus methodisch-technischer Perspektive. 

Stand heute (Juni 2024) wurden in RIDE insgesamt 97 digitale Ressourcen in 18 Issues rezensiert. Ein Großteil der Rezensionen, 65 an der Zahl, ist digitalen Editionen gewidmet. Weitere 20 Rezensionen besprechen Textsammlungen (seit 2017) und bislang 12 Rezensionen nehmen »Tools und Arbeitsumgebungen für digitale Editionen« (seit 2022) in den Blick (Abb. 2). In der Sparte »Editionen« gibt es mittlerweile außerdem Themenausgaben: zwei Issues zu Briefeditionen und zwei Issues mit dem Schwerpunkt auf der Umsetzung der FAIR-Prinzipien. Derzeit liegen etwa zwei Drittel der Rezensionen auf Englisch und ein Drittel auf Deutsch vor, außerdem sind zwei Rezensionen in Französisch und eine in Italienisch verfasst (Abb. 3). Für alle drei Rezensionssparten – digitale Editionen, Textsammlungen und Tools – gibt es vom IDE erstellte Kriterienkataloge[3] zur Besprechung der jeweiligen Ressourcen, die die Rezensent:innen bei der Begutachtung unterstützen und als Leitfaden dienen sollen. Durch verschiedene Rückmeldungen aus der Community wissen wir, dass die Kriterienkataloge mittlerweile nicht nur zur Begutachtung in RIDE, sondern auch bei der Planung und Entwicklung neuer Ressourcen als best-practice-Leitfaden zum Einsatz kommen.[4

Tortendiagramme

Abb. 2 / 3: Anzahl der Artikel pro Rezensionssparte (li.); Sprachen der Rezensionen (re.).

Durch die zunehmende Etablierung von RIDE hat sich der Aufwand des Betriebs und der Weiterentwicklung der Zeitschrift über die Jahre vervielfacht. Initial von einem Managing Editor geführt und zwischenzeitlich von einem Zweier-Team übernommen, umfasst das Management Team aus dem IDE-Kreis derzeit drei Personen.[5] Während die Herausgeber:innen der Issues in den ersten Jahren ausschließlich IDE-Mitglieder waren, planen und publizieren mittlerweile auch Gastherausgeber:innen ganze Issues.[6] Für bestimmte redaktionelle (u. a. Proof Reading) und technische Tasks, packt außerdem das ganze IDE regelmäßig mit an.

In RIDE besteht jede Rezension aus dem eigentlichen Rezensionstext und einem Factsheet. Letzteres ist ein Fragebogen mit weitgehend formalisierten Antwortmöglichkeiten, damit die rezensierten Ressourcen einfacher miteinander vergleichbar sind.[7] Gleichzeitig ermöglichen die erhobenen Daten einen Überblick, was bereits in RIDE rezensiert wurde, beispielsweise aus welchen Epochen und Disziplinen die begutachteten Editionsprojekte stammen (Abb. 4 und 5). Das Fächerspektrum in RIDE umfasst nahezu alle geisteswissenschaftlichen (textbezogenen) Disziplinen. Allerdings wird auch deutlich, dass trotz der interdisziplinären Anlage der Zeitschrift ein Großteil der rezensierten Editionen und Textsammlungen fachlich in den Literaturwissenschaften und zeitlich in der Moderne zu verorten ist.[8

Balkendiagramme

Abb. 4 / 5: Epochenzugehörigkeit (li.) und Disziplinzugehörigkeit (re.) [9] der rezensierten Ressourcen. 

Die Daten der Factsheets sind auch jenseits ihrer Rolle für die Rezensionen interessant, zum Beispiel als Grundlage, um (spartenübergreifend) Unterschiede und allgemeine Tendenzen hinsichtlich der Rezensionsobjekte zu ermitteln.[10] So bilden etwa Editionen, was die Offenheit der Daten bzw. des Quellcodes angeht, unter den drei Ressourcentypen das Schlusslicht, während die rezensierten Textsammlungen anteilig häufiger auf offene Daten und die rezensierten Tools sogar überwiegend auf offenen Source Code setzen (Abb. 6). Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass Editionen vor allem ›klassisch‹ über das Graphical User Interface rezipiert werden, während Textsammlungen stärker den Charakter eines Datensets haben. Editionstools hingegen funktionieren selten nach dem Prinzip Plug-and-Play, sondern müssen meist projektspezifisch angepasst werden, wofür offener Quellcode die Voraussetzung ist. 

Gestapelte Balkendiagramme.

Abb. 6 / 7: Offenheit der Daten bzw. des Quellcodes (li.) und Vorhandensein von Zitationsvorschlägen (re.) (jeweils anteilig pro Sparte).

Ein umgekehrtes Bild zeigt sich bei der Frage nach der Zitierbarkeit der Ressourcentypen (Abb. 7): In den rezensierten Editionen haben sich Zitierempfehlungen weitestgehend durchgesetzt, denn Referenzierbarkeit von Text ist schließlich ein Kernanliegen von Editionen. Das Schlusslicht bilden hier die Tools. Dort scheinen sich Zitationsstandards oder Zitierhilfen noch nicht durchgesetzt oder etabliert zu haben.

In anderen Kontexten haben wir bereits ausführlich über Ziele und Methoden von RIDE berichtet und geschrieben,[11] daher möchten wir anlässlich des zehnjährigen Jubiläums hier einen Einblick in die Arbeit geben, die täglich hinter den Kulissen passiert und die viel zu selten sichtbar wird. Dazu zählt u.a.: Autor:innen suchen, Artikel intern begutachten und mit hilfreichen Kommentaren zur Überarbeitung versehen, Peer Reviewer:innen suchen, die Rezensionen für die Publikation formatieren und konvertieren, verschiedene Publikationsformate generieren (XML/TEI, HTML, PDF), die Verfügbarkeit und Archivierung der Artikel sichern (u. a. über DOI, APIs), die Zeitschriftenbände bewerben. Zu den langfristigen Aufgaben zählen u. a. die Pflege und Weiterentwicklung des XML-Schemas für die Reviews und die Weiterentwicklung von Skripten und Routinen zur Verarbeitung der Daten für die Publikation. Auch der Server, auf dem die WordPress-Instanz von RIDE läuft, muss regelmäßig gewartet werden und die eXist-db-Instanz, die wir für einige Funktionen nutzen, braucht regelmäßig ein Upgrade auf eine neuere Version. 

Tweet zum Gewinn des DHd-Posterawards.

Abb. 8: Das RIDE-Management-Team gewinnt den dritten Platz beim Posterwettbewerb der DHd2022 (Tweet).

Abgesehen von den herausgeberischen und den redaktionellen-technischen Tasks kümmern wir uns um die wissenschaftliche Etablierung und Sichtbarkeit der Zeitschrift. Beispielsweise hat RIDE erst kürzlich das Open Access-Seal der Directory of Open Access Journals (DOAJ) erhalten und wird demnächst in die Scopus-Datenbank aufgenommen. Schließlich ist auch die Dissemination unserer Arbeit im nationalen und internationalen Kontext ein wichtiger Teil unserer Mission, um das Thema »Qualitätssicherung digitaler Forschungsressourcen« in der Community präsent zu halten. Gleichzeitig steigern wir so die Bekanntheit von RIDE und können neue Rezensent:innen gewinnen. Fast alles, was wir für RIDE leisten, passiert ehrenamtlich und jenseits unserer Lohnarbeit, oft in den Abendstunden oder am Wochenende. Würdigungen unserer Arbeit, wie etwa der dritte Platz für unseren Beitrag beim Posterwettbewerb der DHd2022, freuen uns daher natürlich besonders (Abb. 8).

GitHub Issues von RIDE.

Abb. 9: Internes Issue-Board des Herausgeber:innenteams.

Alle anfallenden Arbeiten für RIDE koordinieren und organisieren wir seit einiger Zeit in internen GitHub-Repositorien und nutzen dafür Issues, Project Board und Wiki (Abb. 9). Da wir RIDE möglichst offen gestalten möchten, stehen nicht nur die Rezensionsdaten, sondern auch einige Skripte, die im Publikationsprozess zum Einsatz kommen, über öffentliche GitHub-Repositorien und über Zenodo zur Verfügung.[12] Auch wenn es heutzutage digitale Arbeitsmittel braucht, um die Herausgabe einer Zeitschrift zu koordinieren, sollte nicht unerwähnt bleiben, dass wir eigentlich am liebsten in schummrigen Kneipen über Rezensionen und Digital Humanities diskutieren und Zukunftspläne für RIDE schmieden (Abb. 10 und 11).

Tweet zum RIDE-Launch.

Abb. 10: Launch von RIDE 2014 in der legendären Bar Celentano, Köln (Tweet). 

RIDE Treffen in Köln.

Abb. 11: Vorbereitung des Launches der Sparte »Text Collections«, Elektra Bar, Köln (Tweet). 

Die kontinuierliche Produktion von Bänden, die Weiterentwicklung der Zeitschrift auf verschiedenen Ebenen und der Betrieb der technischen Infrastruktur erfordern erhebliche (Wo|Man)-Power. RIDE ist ein Gemeinschaftsprojekt des IDEs und ohne die vielen Schultern seiner Mitglieder nicht zu stemmen. Daneben sind wir auf die Mitarbeit der Community angewiesen: auf die Autor:innen, die sich die Zeit nehmen, digitale Ressourcen genauestens unter die Lupe zu nehmen und teilweise auch mehrmalige Überarbeitungen ihrer Beiträge in Kauf nehmen; auf die Gast-Herausgeber:innen, die unsere Arbeit mit eigenen Bänden gewissenhaft fortführen und gleichzeitig neue Impulse setzen, und auf unser Editorial Board, das uns bei jedweden Problemen spontan unterstützt. Last but not least können wir auf ein Netzwerk an Peer-Reviewer:innen zählen, dank derer wir nach höchsten wissenschaftlichen Qualitätsstandards ein ›international peer-reviewed journal‹ publizieren können und die wertvolles Feedback zu den Rezensionen liefern. Ihnen allen möchten wir an dieser Stelle unseren herzlichsten Dank aussprechen! 

Schließlich möchten wir aber auch den Leser:innen danken. Wir haben im Laufe der Jahre immer wieder wertvolles Feedback erhalten, was zur Entwicklung und Verbesserung von RIDE beigetragen hat. Deshalb lösen wir nun auch endlich das Rätsel um die Aussprache: RIDE ist natürlich Lateinisch /ri:de/: »ridere« = »lachen«. Und damit verabschieden wir uns fröhlich lachend, freuen uns auf weitere 10 Jahre RIDE und switchen zum Schluss doch noch mal ins Englische für das allseits bekannte und beliebte:

Enjoy the ride! 

Die Mitglieder des Instituts für Dokumentologie und Editorik

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[1] Siehe Philipp Steinkrüger, Ulrike Henny-Krahmer, Frederike Neuber und die Mitglieder der IDE, Editorial, März 2021, https://ride.i-d-e.de/about/editorial/.
[2] Siehe beispielsweise für Stichproben zur Rezension digitaler Forschungsressourcen in geschichtswissenschaftlichen Rezensionsorganen, Frederike Neuber und Patrick Sahle, Nach den Büchern: Rezensionen digitaler Forschungsressourcen, H-Soz&Kult 2022, https://www.hsozkult.de/debate/id/fddebate-132457; für eine fachlich engere Untersuchung Colleen Seidel, Digitale Forschung und Wissenschaftskommunikation – der Fall der mediävistischen Zeitschriften, DH@BUW 2022, https://dhbuw.hypotheses.org/319. Bezeichnend ist außerdem, dass selbst digitale Rezensionsplattformen wie Sehepunkte fast nur gedruckten Beiträgen ein Forum geben.
[3] Patrick Sahle; in Zusammenarbeit mit Georg Vogeler und den Mitgliedern des IDE; Version 1.1, Juni 2014, http://www.i-d-e.de/publikationen/weitereschriften/kriterien-version-1-1/; Ulrike Henny-Krahmer und Frederike Neuber, in Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des IDE; Version 1.0, Februar 2017, https://www.i-d-e.de/publikationen/weitereschriften/criteria-text-collections-version-1-0/; Anna-Maria Sichani und Elena Spadini, in Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des IDE; Version 1.0, Dezember 2018, https://www.i-d-e.de/publikationen/weitereschriften/criteria-tools-version-1/.
[4]So heißt es etwa in Bezug auf den Kriterienkatalog zur Besprechung von Textsammlungen bei José Calvo Tello, The Novel in the Spanish Silver Age (3. Data: Texts and Metadata), https://doi.org/10.14361/9783839459256-005, 3.1.2: „Its usefulness is beyond the specific frame of this journal, constituting a remarkable check‐list for any new literary corpus.“
[5] 2014-19 Philipp Steinkrüger, 2019-22 Ulrike Henny-Krahmer und Frederike Neuber, ab 2022 zusammen mit Martina Scholger.
[6] Auf Initiative von Anna-Maria Sichani und Elena Spadini wurde die Sparte „Tools and Environments“ eröffnet, die FAIR-Bände erscheinen in Kooperation mit dem NFDI-Konsortium Text+ und unter Beteiligung von dessen Mitarbeiter:innen (bisher Tessa Gegnagel und Daniela Schulz)..
[7] Zur rezensionsübergreifenden Vergleichbarkeit der Ressourcen bietet RIDE verschiedene Visualisierungen der Fragebögen für Editionen (https://ride.i-d-e.de/data/charts-scholarly-editions/) und Textsammlungen (https://ride.i-d-e.de/data/charts-text-collections/).
[8] Die rezensionsübergreifende Auswertung kann dabei hilfreich sein, solche ‚Ballungen‘ zu identifizieren und ihnen ggf. entgegenzuwirken, indem man gezielt Rezensent:innen für Ressourcen aus anderen Disziplinen und mit anderen epochalen Schwerpunkt zu gewinnen versucht.
[9] Die Antwortmöglichkeiten der Fragebögen zu Editionen und zu Textsammlungen unterscheiden sich leicht und wurden aufeinander gemappt. „Literary Studies / Philology“ im Editionenfragebogen entspricht „Literary Studies“ bei den Textsammlungen, die Kategorie „Musicology“ taucht nur im Editionenfragebogen auf, „Linguistics“ und „Archeology“ nur im Fragebogen der Textsammlungen.
[10] Siehe Claudia Resch, Digitale Editionen aus der Perspektive von Expert:innen und User:innen — Rezensionen der Zeitschrift RIDE im Meta-Review, in: Digitale Edition in Österreich / Digital Scholarly Edition in Austria, 2023, S. 37-54 (urn:nbn:de:hbz:38-704476).
[11] Siehe u. a. Neuber / Sahle 2022 (Anm. 2); Henny Ulrike, Reviewing von digitalen Editionen im Kontext der Evaluation digitaler Forschungsergebnisse, in: Digitale Metamorphose: Digital Humanities und Editionswissenschaft (hrsg. v. Roland S. Kamzelak and Timo Steyer), 2018. DOI: 10.17175/sb002_006;Markus Schnöpf, Evaluationskriterien für digitale Editionen und die reale Welt, in: HiN – Alexander Von Humboldt Im Netz 14(27), 69-76, DOI: 10.18443/182.
[12] Zur technischen Infrastruktur von RIDE siehe Henny-Krahmer, Ulrike; Frederike Neuber; Martina Scholger (2022): „Informationstechnologische Gedächtnisarbeit in der Rezensionszeitschrift RIDE“ [Poster]. In DHd 2022. Kulturen des digitalen Gedächtnisses. 8. Tagung des Verbands „Digital Humanities im deutschsprachigen Raum“, Potsdam. Zenodo. DOI: 10.5281/zenodo.6322571

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